Eve Harrington ist früh auf dem Gipfel angekommen: In New York erhält sie den bedeutenden Sarah Siddons Award, ein Preis für das beste Schauspiel auf der Bühne. Als ihr der Preis überreicht wird, sitzen im Auditorium der Theaterkritiker Addison DeWitt, der Autor Lloyd Richards, dessen Frau Karen, sowie Regisseur Bill Sampson und desen Frau, der Superstar am Broadway, Margo Channing. Sie alle erinnern sich während der Zeremonie an den Aufstieg Eves, einer Verehrerin des Theaterstars Margo Channing, bis zur Auszeichnung mit dem bedeutendsten Theaterpreis New Yorks.
Täglich sieht sich Eve die Aufführung des Theaterstücks "Gereift in Holz" an, bis ihr Karen Richards, die gutgläubige Frau des Dramatikers und engste Freundin Margo Channings, endlich den Kontakt zum Zirkel um den verehrten Star ermöglicht. Diese beeindruckt sie mit einer rührenden Geschichte um eine unglückliche Kindheit und einen abgestürzten Fliegerehemann. Margo nimmt die junge Frau unter ihre Fittiche, und bald macht diese sich unentbehrlich.
Dann wächst in Margo der Verdacht, die Fürsorglichkeit sei keineswegs uneigennützig, und sie versucht, „die Kleine“ loszuwerden. Aber diese hat ihr Netz bereits ausgeworfen und lässt sich bei ihrem Aufstieg nicht mehr aufhalten, wobei sie sich geschickter Intrigen bedient …
Eine Aschenputtelgeschichte im Theatermilieu, die mit der größten Bühnenauszeichnung endet, die dieses Milieu zu vergeben hat – da verrate ich nichts: Der Film beginnt mit diesem (fiktiven) Sarah Siddons Award und blickt dann in die Vergangenheit. Und wenn man weiß, dass die Ostküsten-Theatergesellschaft auf das sonnige Hollywood-Gewese abschätzig herabblickt, dann ist dieser Bühnenpreis das Höchste. Aber erzählen tut diese Geschichte eben … Hollywood, just jenes Gewese also, auf das New York herabzublicken pflegt – und also luzide in den Matsch getreten wird, diese Theaterwelt, in der ein Kritiker über Margo Channing in der Zeitung lästert „Dieser Bericht wird ihre Erfahrungen wiedergeben über die bedauerliche Praxis an unseren Theatern, welche den – sagen wir ruhig – betagten Schauspielerinnen antragen, Rollen zu übernehmen, zu denen man Jugend und Charme braucht; Eigenschaften, die sie nur noch in der Erinnerung besitzen.“ Das ist echt bitter für die 40-Jährige, deren Lover ein aufstrebender Regisseur ausgerechnet in Hollywood ist „Zanuck ist ganz wild. Er erwartet mich.“ „Zanuck. Zanuck. Zanuck. Ich glaube, Du liebst ihn!“ „Ja, aber Du bist viel hübscher.“ Darryl F. Zanuck hat "All about Eve" produzierrt.
Bette Davis (Opfer einer großen Liebe – 1939; Kid Galahad – Mit harten Fäusten – 1937; Mord im Nachtclub – 1937) spielt die Margo mit souveräner Lust an ungeschminkter Hässlichkeit. Wir lernen Margo Channing als Superstar kennen mit Hang zu Whisky, die Superstar wurde „bereits im Alter von vier Jahren. Sie erschien damals als Fee im Sommernachtstraum, zur allgemeinen Überraschung splitternackt auf der Bühne. Sie ist ein Star geblieben.“ Mrs. Davis selbst ist zwar nicht splitternackt auf irgendeine Bühne getreten, aber mutig und lustvoll sich in außergewöhnlichen Rollen austobend war auch sie immer; so gesehen spielt sich Bette Davis hier ein wenig selbst.
Und dann betritt Anne Baxter das Bild in unförmigem Trenchcoat und ebensolchem Hut und sie tritt der Großen Margo Channing gegenüber, die mit nur halb aufgetragenem Make Up und zurückgebundenem Haar – „Nicht angezogen und scheußlich aussehend.“, wie ihr Liebhaber Bill formuliert – in ihrer Garderobe sitzt. Channing, seit drei Monaten 40 Jahre alt, ist der Star am Broadway, merkt aber, dass ihr Stern sinkt – altersbedingt: „Bill ist 33 und sieht wie 33 aus. So sah er vor fünf Jahren aus und so wird er noch in 20 Jahren aussehen. Ich hasse die Männer! Hab keine Angst, Lloyd: Ich spiele Dein Stück. Und wenn Du willst, ziehe ich Kinderkleider an und komme mit dem Roller auf die Bühne.“ Diese Rolle des verblassenden Stars ist für Bette Davis eine Art Comeback. Erste Wahl für die Rolle der Margo Channing war sie nicht.
Für die Channing-Rolle war ursprünglich Claudette Colbert vorgesehen. Die verstauchte sich kurz vor Drehbeginn einen Wirbel. Susan Hayward sollte einspringen, war aber zu jung für die Rolle. Die Idee, Marlene Dietrich, Jeanne Crain, John Garfield und José Ferrer für die Hauptrollen zu engagieren, scheiterte vor allem am Widerstand von Joseph L. Mankiewicz. Die Produzenten verfielen eher aus Verzweiflung schließlich auf Bette Davis, die damals als „washed up“ (erledigt) galt, nachdem sie mit viel Krach ihren langjährigen Vertrag bei Warner Brothers beendet hatte. Davis war bei Warner in der Riege der weiblichen Topstars von Frauen wie Ingrid Bergman und Olivia DeHavilland abgelöst worden und galt mit fast 40 als zu alt fürs Melodram, ein Filmgenre, das sie lange und erfolgreich beherrscht hatte.
Die Verletzungen, die sie in den letzten Jahren bei Warner erlebt hat, erleben wir in "All about Eve", etwa wenn sie nüchtern und mit müdem Blick konstatiert: „Merkwürdige Sache, die Karriere einer Frau. So viele Dinge wirft man über Bord, um vorwärts zu kommen. Und vergisst, dass sie einem fehlen werden, wenn man wieder eine Frau sein will. Denn die Karriere, die alle Frauen einmal machen müssen, ist die, eine Frau zu sein. (…) Denn letzten Endes interessiert Dich ja doch nur das Eine: Wenn Du beim Essen aufschaust, oder Dich im Bett umdrehst, dass Er da ist. Wenn nicht, bist Du keine Frau. Dann bist Du weiter nichts als eine Lichtreklame an einer Hauswand. Ein Sammelband voller Pressenotizen. Aber Du bist keine Frau. Langsamer Vorhang. Ende.“
Und Anne Baxter? Dieses Mädchen, diese treue Seele? Ihre eingangs unbefleckt scheinende Unterwürfigkeit blättert im Lauf des Films wie vertrockneter Lehm von einer Wand. Da erst zeigt sich die ganze Qualität des Drehbuchs („Dein bisschen Zynismus stammt wahrscheinlich noch aus Deiner College-Zeit in Radcliffe.“ „Dieser Zynismus stammt bereits aus jener Zeit, als ich entdeckte, dass ich kein Junge sondern ein Mädchen bin!“) von Joseph L. Mankiewicz. Der Film macht den jungen Engel zum berechnenden … jawaseigentlich? … Biest? Nein. Zum Star, der nur Star sein kann, wenn er die anderen Aspiranten wegbeißt. Das American Film Institute führt ihre Eve Harrington in seiner Liste der Top 50 Schurken aller Zeiten auf Platz 23 setzen. „Nette Ansprache, Eve. Aber mach' Dir nicht soviel Sorgen um Dein Herz. Du kannst immer den Pokal dort hinstellen, wo Dein Herz sein muss.“ Getrieben von dem eisernen Willen, Ruhm zu ernten, nutzt Eve jede Gelegenheit, um ihr Umfeld zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Sie nutzt den Kritiker De Witt und die Naivität der Anderen, um zu bekommen, was sie will. Ihre Motive sind ähnlich wie bei allen, die nach Anerkennung durch den Zuschauer streben – aber im Hintergrund wartet schon die nächst Jüngere – „Sie heißen Phoebe?“ „Ich nenne mich Phoebe!“ Sie ist jung, hübsch, ausgestattet mit dem Sinn für die Eigenvermarktung – also die nächste, besser vorbereitete weil verschlagenere Generation. Sie probt nicht – wie Eve Harrington zu Beginn des Films – heimlich in Margos Kostüm auf der Bühne den Knicks; die Neue probt vor dem Spiegel, gleich mit dem Theaterpreis in der Hand, in Eves Abendrobe. Was aus Eve wird, lässt der Film offen. Sie bekommt ein Angebot aus Hollywood. Aber was heißt das schon – am Broadway?
<Nachtrag 2018>Eine der ironischsten Stellen des Filmes ist der Auftritt von Marilyn Monroe als junge Schauspielerin und Theaterbühnen-Aspirantin, die an den speziellen Anforderungen versagt und aufgefordert wird, ihr Glück beim Fernsehen zu versuchen. Sie blieb und wurde ein großer Star des Kinos (s.u.).</Nachtrag 2018>
Der Film erhielt international zahlreiche Auszeichnungen. Bei der Oscarverleihung 1951 gewann er sechs Academy Awards: als bester Film 1950, für die Beste Regie, für beste Drehbuch, für den besten Nebendarsteller (George Sanders) sowie für die Kostüme von Edith Head und für den besten Ton. Daneben fuhr man Nominierungen für die Schauspielleistungen von Anne Baxter, Bette Davis (jeweils Beste Hauptdarstellerin) sowie von Celeste Holm und Thelma Ritter (jeweils beste Nebendarstellerin) ein. Weitere Nominierungen gab es für die beste Dekoration sowie die Beste Kamera in einem Schwarz-Weiß-Film, den besten Schnitt und für die Beste Musik von Alfred Newman.
Bei den Film Festspielen in Cannes gewannen Bette Davis und Joseph L. Mankiewicz Auszeichnungen. Dieser erhielt zudem den Hauptpreis der amerikanischen Regie-Gilde und der Gilde der Drehbuchautoren. Die New Yorker Kritiker-Vereinigung prämierte den Film, den Regisseur und Hauptdarstellerin Bette Davis.
Mit einem Golden Globe ging Mankiewicz als Drehbuchautor nach Hause, in der Kategorie Beste Regie musste er sich allerdings mit einer Nominierung begnügen. Nominiert bei den Golden Globes für die Darsteller-Leistungen wurden zudem Bette Davis, George Sanders und Thelma Ritter (Das Fenster zum Hof – 1954).
1990 wurde der Film in das Verzeichnis National Film Registry aufgenommen, das US-amerikanische Filme auflistet, die als besonders erhaltenswert gelten. 2006 wurde das Drehbuch von der Gilde der Amerikanischen Drehbuchautoren zum fünftbesten Drehbuch aller Zeiten gewählt.
Marily Monroe im Kino
Marilyn Monroe (* 1. Juni 1926 in Los Angeles als Norma Jeane Mortenson; † 5. August 1962 in Brentwood, Los Angeles) war eine US-amerikanische Filmschauspielerin und Sängerin, Fotomodel und Filmproduzentin. Sie wurde in den 1950er Jahren zum Weltstar, ist heute eine Filmikone und gilt als archetypisches Sexsymbol des 20. Jahrhunderts.
- Dangerous Years (1947)
- You Were Meant for Me (1948)
- Scudda Hoo! Scudda Hay! (1948)
- Green Grass of Wyoming (1948)
- Ich tanze in dein Herz (1948)
- A Ticket to Tomahawk (1950)
- Asphalt-Dschungel (1950)
- Der einsame Champion (1950)
- Rollschuhfieber (1950)
- Alles über Eva (1950)
- Home Town Story (1951)
- As Young as You Feel (1951)
- Love Nest (1951)
- Let's Make It Legal (1951)
- Vor dem neuen Tag (1952)
- Wir sind gar nicht verheiratet (1952)
- Versuchung auf 809 (1952)
- Fünf Perlen (1952)
- Liebling, ich werde jünger (1952)
- Niagara (1953)
- Blondinen bevorzugt (1953)
- Wie angelt man sich einen Millionär (1953)
- Fluss ohne Wiederkehr (1954)
- Rhythmus im Blut (1954)
- Das verflixte 7. Jahr (1955)
- Bus Stop (1956)
- Der Prinz und die Tänzerin (1957)
- Manche mögen's heiß (1959)
- Machen wir's in Liebe (1960)
- Misfits – Nicht gesellschaftsfähig (1961)
- Something's got to give – Marilyn: Ihr letzter Film(1961)