Taschenbuchcover: Jeffery Deaver – Tod eines Pornostars
Jeffery Deaver schreibt sich warm
aber Rune bleibt hanebüchen
Titel Tod eines Pornostars
(Death of a Blue Movie Star)
Autor Jeffery Deaver, USA 1990
aus dem Amerikanischen von Gerold Hens
Verlag Aufbau Taschenbuch Verlag
Ausgabe E-Book, 357 Seiten
Genre Thriller
Website jeffery-deaver.de/
Inhalt
Rune, 21 Jahre alt, will endlich Filme machen. Bisher allerdings hat sie es nur zur unterbezahlten Produktionsassistentin gebracht. Aber sie ist weiter auf der Suche nach dem perfekten Stoff für ihren eigenen Film – und sie glaubt, ihn gefunden zu haben, als sie Zeugin wird, wie am Times Square ein paar Pornokinos in die Luft fliegen. Die Szene scheint von religiösen Terroristen durchsetzt.

Schon wenige Stunden, nachdem Rune die gramgebeugte Pornodarstellerin Shelly Lowe vor der Kamera hatte, die von ihrem Traum erzählt, eine ernsthafte Schauspielerin zu werden, bringt eine zweite Bombe die Lady für immer zum Schweigen. War Shelly einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort Oder war sie von Anfang das Ziel der Bomben?

Rune nimmt sich vor herauszufinden, wer oder was hinter dem Tod des Pornostars steckt. Aber ihr erster Film könnte gleichzeitig ihr letzter sein, wenn sie nicht den Mörder findet, der will, dass diese Geschichte für immer unerzählt bleibt …

aus dem Klappentext

Was zu sagen wäre
Tod eines Pornostars

Den „so la-la“-Smiley bekomt der Roman eher wegen seiner letzten 15 Seiten. Der Rest ist bis auf ein paar elegante Szenen Dutzendware. Hauptdarstellerin Rune, jetzt 21 Jahre alt, kennen wir aus Jeffery Deavers 1988 geschriebenen, ins Deutsche 2002 übersetzten Roman Manhattan Beat – kein originelles Meisterwerk des Thriller-Autoren, aber der Rune-Charakter ist in seiner ganzen Unglaubwürdigkeit trotzdem sympathisch.

Ihre kriminologischen Fähigkeiten in Momenten, in denen die harten Ney-York-Cops auf der Stelle treten, bleiben unglaubwürdig, nicht weiter vertieft als in der Erkenntnis, dass sie es halt kann – hartnäckiger nachfragen, ihre Identität verschleiern, Fremde ausfragen, in Tatorten frei herumspazieren, die Aktenkoffer von dort ermittelnden Cops durchstöbern; können wir hinnehmen, müssen es aber nicht glauben.

Runes schon im ersten Roman beschriebene, chronische Unpünktlichkeit soll ihr wahrscheibnlich einen persönlichen Charakterzug verleihen. Viel anderes ist da nicht. Sie trägt mit Anfang 20 noch Disney-Unterwäsche, lebt auf einem Hausboot, weigert sich, einen irgendwie geartet klassischen Lebensweg einzuschlagen, liebt Filme und hatte im Leben mehrere Affairen mit Männern. Im aktuellen Roman datet sie einen 15 Jahre älteren, unter seiner Scheidung leidenden Cop. Das bringt sie mir aber nicht näher, die Hauptfigur bleibt eine vage Projektionsfläche – vielleicht macht sie genau das sympathisch: Wo nichts ist, kann der Leser alles hineingrübeln. Wie sie es im Laufe des Romans trotz Job bei einem nervtötenden Produzentengespann, zehn Stunden Dokumentarfilmmaterial zu drehen, bleibt ein geheimnis des Autors. eigentlich ist Rune dauernd mit anderen Sachen beschäftigt (aber den Faktor Glaubwürdigkeit hatten wir ja schon).

Deaver schreibt sich offenbar langsam warm. War der erste Rune-Roman noch ein simpel gestrickter, hanebüchener Krimiversuch, schreibt er im zweiten Buch elegante Thriller-Szenen. Er schafft es, die Erwartung seiner Leser durch stur subjektive Blickwinkel über drei Absätze viermal zu drehen. Da macht das Lesen zwischendrin auch mal richtig Spaß. Im Großen und ganzen ist die von Gerold Hens ins Deutsche übersetzte Sprache lediglich Mittel zu Zweck. Ganz nett zu lesen, muss aber nicht.

Ich bin auf Jeffery Deaver – logisch – durchs Kino aufmerksam geworden, als 1999 sein Roiman „Der Knochenjäger“ mit Denzel Washington und Angelina Jolie verfilmt wurde. Gelesen habe ich von ihm – vor den Rune-Büchern – zwei Romane aus der Lincoln-Rhyme-Reihe: Letzter Tanz (1998) und Der Insektensammler (2000).

Ich habe Deavers Roman zwischen dem 5. und 17. Mai 2017 gelesen.