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Plakatmotiv: Immer mit einem Anderen (1964)

Die Shirley MacLaine-Show

Titel Immer mit einem anderen
(What a Way to Go!)
Drehbuch Gwen Davis + Betty Comden + Adolph Green
Regie J. Lee Thompson, USA 1964
Darsteller

Shirley MacLaine, Paul Newman, Robert Mitchum, Dean Martin, Gene Kelly, Robert Cummings, Dick Van Dyke, Reginald Gardiner, Margaret Dumont, Lou Nova, Fifi D'Orsay, Maurice Marsac, Wally Vernon, Jane Wald, Lenny Kent u.a.

Genre Komödie, Romantik
Filmlänge 111 Minuten
Deutschlandstart
21. August 196
Inhalt

Die junge reiche Witwe Louisa May möchte ihr Vermögen loswerden und deshalb dem Staat 210 Millionen Dollar schenken. Dies führt dazu, dass sie in psychiatrische Behandlung überführt wird. Hier wird von Dr. Stephanson behandelt und sie erzählt ihm ihr Leben.

Louisa May ist in armen Verhältnissen in einem kleinen Ort in Ohio aufgewachsen. Ihre Mutter möchte, dass sie reich heiratet, und ist hocherfreut, als sich der reichste Junggeselle der Stadt, Leonard Crawley, um sie bemüht. Louisa May will jedoch ein einfaches Leben führen und ist nicht an Leonard interessiert. Stattdessen verliebt sie sich in den trotteligsten Mann der Stadt. Edgar Hopper versucht nach den Prinzipien Henry Thoreaus zu leben. Dies passt der jungen Dame sehr ins Konzept. Edgar verspricht ihr, nie zu versuchen es zu etwas zu bringen. Sie heiraten und als der eifersüchtige Leonard Crawley sich über das in Einfachheit lebende Paar lustig macht, wächst in Edgar der Ehrgeiz. Er entwickelt aus seinem Trödelladen einen Kaufhausgiganten. Als er es geschafft hat, Crawley mit seinem Kaufhaus zu vernichten, stirbt er an Überarbeitung. Die junge Witwe ist plötzlich Millionärin ohne es gewollt zu haben.

Louisa May geht daraufhin nach Paris, wo sie sich in den Maler Larry Flint verliebt. Flint findet nichts widerwärtiger als den amerikanischen Kapitalismus. Louisa meint endlich einen Partner gefunden zu haben, der nicht nach Geld strebt. Anfangs möchte auch niemand seine Bilder kaufen. Als jedoch durch die Mithilfe Louisas seine von mechanischen Apparaturen gefertigten Gemälde plötzlich Erfolg haben, entfernt auch Larry sich von ihr und kommt darin um. Louisa erbt weitere Millionen.

Plakatmotiv (US): What a Way to Go! – Immer mit einem Anderen (1964)Sich schuldig fühlend verlässt Louisa Paris und trifft am Flughafen auf den Ahornsirupmillionär Rod Anderson Jr., der seinen Reichtum nicht erarbeitet, sondern geerbt hat. Dies macht ihr Hoffnung, da sie glaubt, dass dieser es nicht mehr nötig hat, dem Geld hinterherzujagen. Nach der Hochzeit verbringen sie ihre Zeit auch nur auf Partys und sind glücklich. Als Anderson jedoch feststellt, dass ohne seine Entscheidungen sein Reichtum sich verdreifacht hat, macht er sich auf, den Schuldigen in seinem Firmenimperium zu suchen. Louisa erkennt jedoch früh genug, dass auch Rod sich eher nach einem einfachen Leben sehnt und kann ihn dazu überreden, all seine Firmen zu verkaufen und sich als Farmer niederzulassen. Doch auch als Farmer entkommt Rod nicht seinem Schicksal. Er wird getötet als er eine Kuh melken will, dabei jedoch auf einen Stier trifft. Louise erbt weitere 150 Millionen.

Louisa möchte nun nie wieder heiraten, da sie glaubt, ihren Ehemännern Unglück zu bringen. In einer Bar trifft sie auf den Sänger und Tänzer Pinky Benson. Der tritt in einem billigen Lokal im Clownskostüm auf. Er hat keinen Ehrgeiz und wird auch vom Publikum kaum beachtet …

Was zu sagen wäre

Der American Dream mit umgekehrten Vorzeichen. Shirley MacLain träumt vom einfachen Leben ohne Verantwortung und weil sie jedes Mal scheitert, indem sie erfolgreiche Männer heiratet, träumt sie vom sozialen Abstieg. J. Lee Thompson, Regisseur harter Männer-Abenteuer ("Könige der Sonne" – 1963; Ein Köder für die Bestie – 1962; Die Kanonen von Navarone – 1961; "Der Mann, der nach den Sternen griff" – 1960), liefert eine Komödie für Frauen, ganz zugeschnitten auf seinen Star Shirley MacLaine, die in jeder Szene zu sehen ist.

Es ist ein strahlend bunter Film, kurzweilig inszeniert, gut gelaunt gespielt, dessen Struktur aber in der letzten Ehe ermüdet. Ausgerechnet mit Gene Kellys Part, der den Film überhaupt erst angeschoben hat, in dem er den ehemaligen PR-Profi Arthur P. Jacobs überedete, erstmals einen Film zu produzieren, verliert der Film seinen Drive – obwohl doch Kelly nahezu ununterbrochen tanzt. Aber es ist inhaltlich die schwächste Geschichte dieses ähnlich einem Episodenfilm funktionierenden Films, die zumal Parallelen zur zweiten Geschichte aufzeigt, in der sie mit Paul Newman verheiratet ist. Der spielt einen Reichtum ablehnenden Bohème-Künstle, der im Erfolg blind für die Liebe geworden, schließlich von seinen Mal-Robotern erschlagen wird, Kelly spielt einen bescheidenen Varieté-Künstler, im Erfolg blind für seine Liebe wird und schließlich in Eitelkeit geblendet von seinen ihn liebenden Fans überrant wird. In Erinnerung bleiben redundante Tanzeinlagen. Und eine Villa ganz in Pink, mit der der Film, der später in Rückblenden erzählt, beginnt. Als Showopener indes ist die pinke Villa ein veritabler Hingucker.

Plakatmotiv (Fr.): Madame Croque-Marie – Immer mit einem Anderen (1964)Trotz seiner morbiden Thematik ist es ein leichter Sommerfilm, was viel mit der wunderbaren Shirley MacLaine zu tun hat, auch aber mit dem launigen Erzählstil des Drehbuchs, das jeder Ehe ein Hollywoodgenre zuordnet – Motto: Es war wie im Film. Louisa Mays erste Ehe mit dem fröhlichen Faulpelz Edgar Hopper, gespielt von Dick van Dyke, erinnere sie an Sozialdramen aus der Stummfilmzeit, in der man sich mit der Liebe gegen die wirtschaftliche Depression stemmt. Die Ehe mit dem amerikanischen Maler in Paris – Paul Newman – sei gewesen, sagt sie, wie das Leben in einem französischen Drama, die Ehe mit Rod Anderson – gespielt von einem gut aufgelegten, sein Image veralbernden Robert Mitchum – gleicht dem Stile der 1930er Jahre Ausstattungsfilme – und die Ehe mit Gene Kelly ist natürlich, „wie ein großes Hollywood Musical“. Diese schön gefilmten und witzig erzählten Zitate verweigern dem Film jede Schwere, die das Thema zunächst vorgibt. Und die Schauspieler geben ihr Scherflein bei.

Dick van Dyke in seinem zweiten Kinofilm und mit ein wenig TV-Erfahrung im Bild zeigt seine Bandbreite – er kann den charmanten Trottel so gut verkörpern, wie er den harten Geschäftsmann karikieren kann. Paul Newman, von den Produzenten gerne besetzt als sich ohne Rücksicht auf Verluste durchbeißender Außenseiter ("Der Preis" – 1963; Der Wildeste unter Tausend – 1963; "Süßer Vogel Jugend" – 1962; Haie der Großstadt – 1961; Exodus – 1960; Die Katze auf dem heißen Blechdach – 1958; Der lange heiße Sommer – 1958), gibt ein Best Of seiner Möglichkeiten – hier nicht als harter Kerl, sondern als leidenschaftlicher Maler, der den Existenzialismus lebt und Kommerz verabscheut und diesem dann verfällt; auch dieser Newman'sche Außenseiter setzt sich durch, wenn auch nur kurzlebig. Robert Michum in der Rolle des Erben, der sich nichts mehr erkämpfen muss, ist schön anzusehen, wie er aus dieser Anzugrolle eine – wenn auch kurze – Rebellion gegen seinen Anzug spielt. Und Gene Kelly … er tanzt, er steppt, er singt, er gibt den Gene Kelly in Kurzform, der sonst Zwei-Stunden-Filme alleine trägt (Machen wir's in Liebe – 1960; Wer den Wind sät – 1960; Brigadoon – 1954; Du sollst mein Glücksstern sein – 1952; Ein Amerikaner in Paris – 1951; "Summer Stock" – 1950; "Das ist New York" – 1949; "Die drei Musketiere" – 1948).

Über allen thront Shirley MacLaine, die ihr ganzes Potenzial ausspielen kann – von der trauernden Witwe bis zur frisch verliebten Naiven und über allem ihr komödiantisches Talent (Das Mädchen Irma la Douce – 1963; Infam – 1961; Das Appartement – 1960; Immer Ärger mit Harry – 1955).

Es macht lange Spaß, dem Film zuzuschauen. Sein umgedrehter American Dream – erst in Armut und Liebe mit vier Kindern hast Du gewonnen – gibt ein wenig Gesprächsstoff für den Wein nach dem Film. Aber dann bricht auch ein neuer Tag mit neuen Filmen an.

Wertung: 4 von 7 D-Mark
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