Buchcover: RobertHarris - Titan
Die Fortsetzung ist
spannender als der Vorgänger
Titel Titan
(Lustrum)
Autor Robert Harris, UK 2006
aus dem Englischen von Wolfgang Müller
Verlag Wilhelm Heyne Verlag München / Random House GmbH
Ausgabe Gebunden, 527 Seiten
Genre Drama, Historie
Inhalt

Rom im Jahr 63 v.Chr.: Cicero ist endlich Konsul. Verhandlungsgeschick und sein Redetalent haben ihn an die Spitze der Macht gebracht. Im Wahlkampf hat er sich gegen den korrupten Patrizier Catilina durchgesetzt. Aber zur Verwirklichung seiner politischen Ideale läuft ihm die Zeit davon, denn Catilina hat den Kampf noch nicht aufgegeben: Zusammen mit enttäuschten Aristokraten, Veteranen, Kriminellen und anderem Gesindel bereitet er eine große Verschwörung vor, um an die Macht zu gelangen. Aber welche Rolle spielt der umtriebige Caesar dabei?

Der Einfluss seines Kontrahenten wächst unaufhörlich, und Cicero muss seine Tugendhaftigkeit auf die Probe stellen: Wenn man die Macht im Staat inne hat – ist es dann gerechtfertigt, illegale Methoden anzuwenden, um die Republik zu retten? Schließlich erfährt Cicero von einer konspirativen Sitzung, auf der seine Ermordung geplant wird …

aus dem Klappentext
Was zu sagen wäre
Titan

Insgesamt spannender, als der Vorgänger, den man nicht unbedingt gelesen haben muss, um diesen hier zu verstehen. Es macht nur – des Epos' wegen – natürlich mehr Spaß, wenn man auch im Hinterkopf hat, wie Cicero Anerkennung gewann und aufstieg im Rom der arroganten „alten Familien”.

Robert Harris sagt selbst, er habe einen Roman geschrieben, kein Sachbuch und also habe er jederzeit der spannenderen Fiktion den Vorzug vor historischer Genauigkeit gegeben. Das Buch ist also nicht unbedingt für den Geschichtsunterricht geeignet. Um der Spannung zum Sieg zu verhelfen, hat Harris seine Figuren schärfer gezeichnet; der einstiger Cicero-Freund Clodius etwa, der sich später von diesem abwendet, war in Wirklichkeit offenbar nicht gar so übel, wie im vorliegenden Text (soweit ich da meinem Erinnerungsvermögen an Schule und späteren Recherchen trauen darf). Gaius Julius Cäsar ist bei Robert Harris ein derart kalter Raubvogel, dass es wundert, wie der Mann in dieser Form jemals hätte Konsul und Volkes Liebling werden können.

Aber das macht nichts. Der Leser steckt jederzeit mittendrin im stinkenden, glorreichen, intriganten, ewigen Rom. Das Leben, wie es damals war, lässt sich ganz gut im Kopf rekonstruieren, während man liest. Einzig die Namen sind eine Tortur. Jeder zweite heißt Quintus, die dramatis personae, die zum Glück im Anhang alle noch einmal aufgeführt sind, werden mal mit Vor-, mal mit Familiennamen genannt, sodass ich bald nicht mehr weiß, wer gerade wer ist. Im allgemeinen aber ein lässliches Übel, weil es sich im Laufe der Szene dann immer klärt – und manchmal ist es auch nicht so wichtig, hauptsache, man weiß, „der ist Cicero wohl gesonnen” oder „der ist Cicero nicht so wohl gesonnen”.

Insgesamt eine lesenswerte Geschichtsstunde mit Lust auf mehr Wissen.

Gelesen vom 28. November bis 19. Dezember 2010.