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Kinoplakat: The French Connection – Brennpunkt Brooklyn

Eine neue Art von Polizist
Eine neue Art von Film

Titel The French Connection – Brennpunkt Brooklyn
(The French Connection)
Drehbuch Ernest Tidyman + Howard Hawks (uncredited)
nach einem Buch von Robin Moore
Regie William Friedkin, USA 1971
Darsteller

Gene Hackman, Fernando Rey, Roy Scheider, Tony Lo Bianco, Marcel Bozzuffi, Frédéric de Pasquale, Bill Hickman, Ann Rebbot, Harold Gary, Arlene Farber, Eddie Egan, André Ernotte, Sonny Grosso, Benny Marino, Patrick McDermott u.a.

Genre Thriller, Crime
Filmlänge 104 Minuten
Deutschlandstart
14. Januar 1972
Inhalt

Er heißt Jimmy Doyle. Freund und Feind jedoch nennen ihn nur "Popey". "Popey" Doyle ist Rauschgiftfahnder in New York. Einer von der harten, der unnachgiebigen Sorte. Er und sein Kollege Buddy Rosso führen gerade ihre x-te Routine-Razzia in einer Fixer-Kneipe durch. Aber dieses mal stoßen sie auf Gold: Offenbar kommt bald eine große Ladung Heroin nach Brooklyn – eingeschifft aus Marseille.

Hinter dem Deal steht der Franzose Alain Charnier, ein Drogen-Tycoon, der hierdurch hofft, endlich ordentliche Kontakte zu einem Mafiaboss zu schließen. Der bekannte Fernsehstar Henri Devereaux soll die heiße Ware nach New York schaffen. Doyle setzt alles dran, dem inzwischen in Brooklyn eingetroffenen Charnier das Handwerk zu legen. Seine Ermittlungsmethoden sind kompromisslos und brutal.

Es gelingt ihm, den auf ihn angesetzten Killer Pierre Nicoli auszuschalten und die Ganoven bei der Geld- und Heroinübergabe zu überraschen. Die meisten enden im Kugelhagel der Polizei, nur Charnier entkommt …

Was zu sagen wäre

Du bist auch nicht besser als die Junkies“, sagt sein Captain. „Auf Deine Weise bist Du genau so süchtig wie die.“ Mit diesem Urteil über seinen kompromisslosen Detektive Doyle steht der Captain nicht ganz falsch. Doyle ist rund im die Uhr im Einsatz, zählt die meisten Verhaftungen im Departement, „aber immer nur kleine Fische, verdammt, Doyle“, ranzt sein Chef ihn an. Und seit er den Tipp mit dem Stoff aus Frankreich bekommen hat, geht er gar nicht mehr schlafen, steht sich die kalten Füße auf Brooklyns Winterstraßen platt, während er Verdächtige beschattet, folgt ihnen durch die Stadt, friert, wartet und ist insgesamt kein freundlicher Mensch; Puertoricaner und Farbige kann er gar nicht leiden.

An diesem Film ist vieles neu, alles einzigartig. Ein harter, unfreundlicher Cop in harten, rauen Bildern. Owen Roizman ist mit seiner Kamera mitten im Geschehen, auf der Straße, im Auto, im Revier, selten auf einem Stativ. Er zeigt eine nasskalte, heruntergekommene Stadt und verlorene Typen. Wenn Doyle mal zuhause ist, dann ist das ein vollgemülltes Appartement in einem stickigen Wohnblock; wahrscheinlich verfolgt er deshalb lieber Verdächtige, die sich in Clubs amüsieren, mit dem Geld um sich werfen oder sonstwie verdächtig benehmen. Als würden William Friedkin und Roizman die Nouvelle Vague kopieren, die Mitte der 50er Jahre von jungen Regisseuren in Frankreich begründet wurde, die sich gegen eine eingefahrene Bildsprache und das französische Cinéma de Qualité wandten und eher ein Cinéma de Verité wollten. Sie schwärmten für die Filme von Alfred Hitchcock oder Howard Hawks, bedienten sich derer Motive und rauen Bildsprache – und sie gingen mit ihren Kameras raus aus den Studiokulissen auf die Straße ins echte Leben. 15 Jahre später schwappt diese Neue Welle (Nouvelle Vague) zurück in die USA zu jungen Regisseuren, die sich gegen die eingespielten Sehgewohnheiten stemmen.

Charakterstudien wie die der beiden Cops Popey und Cloudy waren bislang undurchsichtigen Privatdetektiven und korrupten Polizisten vorbehalten. William Friedkin beruft sich auf reale Vorbilder, die auch beide Gastrollen im Film haben, der eine als Captain, der andere als Kollege von Doyle und Cloudy; auch der Zufall zu Beginn, dass Doyle kurzerhand entscheidet, Boca aus dem Nachtclub heraus zu verfolgen und dadurch der French Connection auf die Spur kommt, entstammt der Wirklichkeit. Gene Hackman und Roy Scheider waren mit ihren realen Vorbildern einen Monat auf Streife gegangen und haben sich vielerlei abgeguckt vom rauen Alltag eines Cops, der nichts Glanzvolles, nichts Gebügeltes hat, nur Lebensgefahr, verlorene Illusionen, Überstunden und eine harte Sprache.

Gene Hackman als "Popeye" Doyle schafft hier eine neue Form von Leinwand-Polizist. Er kreiert das komplexe Porträt eines kaputten Einzelkämpfers ohne Skrupel, der im Grunde genau so kaputt ist wie die Straßen, in denen er frierend Drogenhändlern und Junkies hinterher rennt. Er ist ein Produkt dieser Straßen.

<Nachtrag1999>Gene Hackmans Copfigur ging in die Filmgeschichte ein und wurde in den darauf folgenden Jahren Vorbild für viele Film- und TV-Serien-Cops. Mit der Autojagd unter der Hochbahn, in der Doyle ohne Rücksicht auf Leib und Leben von Passanten einen Verdächtigen verfolgt, hat William Friedkin (Der Exorzist – 1973) einen der ewig gültigen Magischen Momente im Kino geschaffen und sich ein Denkmal gesetzt. "The French Connection" ist ein Meilenstein des Drogenthrillers.</Nachtrag1999>

Wertung: 8 von 8 D-Mark
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