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Plakatmotiv: Fear and Loathing in Las Vegas (1998)

Ein aus der Zeit
gefallener Drogentrip

Titel Fear and Loathing in Las Vegas
(Fear and Loathing in Las Vegas)
Drehbuch Terry Gilliam & Tony Grisoni & Tod Davies & Alex Cox
nach dem gleichnamigen Roman von Hunter S. Thompson
Regie Terry Gilliam, USA 1998
Darsteller

Johnny Depp, Benicio Del Toro, Tobey Maguire, Ellen Barkin, Gary Busey, Katherine Helmond, Michael Jeter, Mark Harmon, Penn Jillette, Craig Bierko, Lyle Lovett, Flea, Laraine Newman, Harry Dean Stanton, Tim Thomerson u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 118 Minuten
Deutschlandstart
24. September 1998
Inhalt

Nevada 1971: Raoul Duke und sein Anwalt Dr. Gonzo sind mit ihrem roten Cabrio unterwegs nach Las Vegas. Für ein Magazin sollen sie dort von einem Autorennen in der Wüste berichten. Für die beiden steckt sehr viel mehr hinter dem Ausflug, als eine bloße Reportage.

Ausgerüstet mit jeder denkbaren Droge brechen sie auf zu ihrer Mission und lassen sich dabei auch nicht von feindseligen Drogencops, dienstbewussten Highwaypolizisten, arroganten Hotelangestellten und ständig wiederkehrenden Horrortrips unterkriegen …

Was zu sagen wäre

1971 war die Zeit der Hippies offenbar vorbei. Außer Drogenrausch und -absturz war da nichts mehr. Idole wie Hendrix und Joplin sind tot, Woodstock und Flower Power sind Geschichte. Richard Nixon ist Mann des Jahres auf dem "Time"-Magazine und in Ohio werden vier gegen den Vietnamkrieg demonstrierende Studenten erschossen. Diese – realen – Ereignisse zeigt Regisseur Terry Gilliam als eine Art Hintergrundrauschen auf Fernsehbildern. Es sind die einzigen Bilder, die einen Bezug herstellen. Der Rest ist ununterbrochener Drogenrausch. Da segelt das verzerrte Gesicht von Nixon durch den Raum wie ein böser Geist, den die Love Generation nicht los wird.

27 Jahre lang galt Hunter S. Thompsons Roman "Angst und Schrecken in Las Vegas" als unverfilmbar. Terry Gilliam, Meister schräger Filmkunst, die in manchen Szenen auch wie ein Drogenrausch daherkommen (12 Monkeys – 1995; König der Fischer – 1991; "Die Abenteuer des Baron Münchhausen" – 1988; Brazil – 1985; Time Bandits – 1981; Die Ritter der Kokosnuss – 1975), wollte nun endlich das Gegenteil beweisen. Er scheitert.

Der halbe Film wird aus dem Off kommentiert, Duke erzählt, was wir sehen. Es soll wohl ein wenig Struktur in die Bilder bringen, die nirgendwoher kommen und nirgendwohin leiten. Gilliams Film folgt keiner Dramaturgie, er gibt sich dem Trip hin, der mal höllisch und mal noch schlimmer ist. Plakatmotiv: Fear and Loathing in Las Vegas (1998) Eben noch sind seine Protagonisten beim Motorradrennen, über das Duke schreiben soll, im nächsten Filmbild ist er schon wieder Gefangener seiner Halluzinationen, die ihn auf die Schlachtfelder Vietnams katapultieren, bevor er dann im nächsten Bild mächtig stored auf seinem Bett im Hotel liegt, während sein Partner, der Anwalt Gonzo, kotzend über der Kloschüssel hängt. aus dieser wenig zusammenhängenden Bildfolge macht Gilliam einen Film.

Um 1965 waren die Hippies aufgebrochen, um ihre Version des American Dream mit Hilfe von Pop, Drogen und Sex zu verwirklichen. 1971 ist von ihrem Enthusiasmus nicht mehr viel übrig. 

Gilliams Fear-and-Loathing-Version ist hilfloses Kino. Als ob Gilliam zwanghaft beweisen will, dass er auch Unverfilmbares hinbekommt. Kameraführung und Bildschnitt in seinen Filmen sind Avantgarde im Hollywood-Geschäft. Das gilt auch im vorliegenden Fall. Es ist beeindruckend, wie Kameramann Nicola Pecorini aus dem Drehbuch Bilder filtern konnte und Editor Lesley Walker aus der Bilderflut einen Film mit Anfang und Ende hinzubekommen. Denn. das immerhin hat der Film: Zu Beginn fahren Duke und sein Anwalt – dessen näherer Sinn sich im Zusammenspiel mit Duke nicht erschließt, aber was soll's? – nach Las Vegas. Am Ende fährt Duke aus Las Vegas wieder fort. Dazwischen passiert etwas, das bestenfalls langweilig ist. 1971 mag das in Form eines Buches anders gewesen sein, da mag das einer Erweckung gleichgekommen sein, das Feuilleton tirilierte von der Bibel des Gonzo-Journalismus' und atemberaubende Abrechnung mit einem Amerika, das mit Vollkaracho auf den Abgrund zurast. Aber 1998, nach Cheech-&-Chong-Filmen, nach Trainspotting und jeder Menge anderer bebilderter Drogentrips, ist dieser Film ohne Inhalt bestenfalls noch eine müde Nummer. Die Welt, die Gesellschaft, die Sinnsucherei haben sich weitergedreht. Viel weiter seit 1971.

Dominiert wird dieser groteske Trip von Johnny Depp ("Gegen die Zeit" – 1995; Dead Man – 1995; "Don Juan DeMarco" – 1994; "Ed Wood" – 1994; Gilbert Grape – 1993; "Benny und Joon" – 1993; "Arizona Dream" – 1992), der sich als Duke die Seele aus dem Leib spielt als der Bewohner eines Landes, das offenbar nur noch im Drogenrausch zu ertragen ist. Depp zuzuschauen ist einen Blick wert. Fünf Minuten lang. Dann reicht auch.

Wertung: 1 von 11 D-Mark
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