Deutschland in der 70er Jahren: Über die heitere Anarchie kommt Rita Vogt zum Terrorismus, verführt durch ihren Gerechtigkeitsinn und durch die Liebe zu Andi. Als sie das Scheitern der Bewegung erkennt, taucht sie in der DDR unter. Mit Hilfe der Staatssicherheit, personifiziert in Erwin Hull, beginnt für sie dort unter anderem Namen eine neue Existenz.
Rita führt sozusagen das normale Leben der Arbeiterklasse. Sie will ankommen, während ihre junge Kollegin Tatjana weg will, in den Westen. Zwischen beiden beginnt eine Freundschaft, der eine Fahndungsmeldung im Westfernsehen ein abruptes Ende setzt. Wieder muss Rita untertauchen. Mit einem neuen Namen in einer neuen Stadt scheint sie mehr Glück zu haben.
Rita lernt im Urlaub den Studenten Jochen kennen. Er will sie mitnehmen nach Moskau. Doch dann wird Rita von ihrer Vergangenheit eingeholt, es ist das Jahr 1989 – die Mauer fällt, die DDR hört auf zu bestehen …
Volker Schlöndorff bestätigt seinen Ruf als verlässlicher Chronist deutscher Zeitgeschichte – und als Fan der Schauspielerin Angela Winkler, mit der er einst Die Blechtrommel (1979) und Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1975) inszenierte. Seine neue Hauptdarstellerin, Bibiana Beglau, ist Angela Winkler reloaded. Etwas lebendiger, darüber aber auch undurchsichtiger. Und da liegt insgesamt die Schwäche dieses an sich guten Films mit seinem aktuellen Topic.
Schlöndorff (Palmetto – 1998; „Homo Faber“ – 1991; „Die Geschichte der Dienerin“ – 1990) lässt seinen Zuschauer außen vor. Ich muss die Figuren auf der Leinwand nehmen, wie sie da sind, das Drehbuch gibt mir wenig Kenntnis über das Woher der Figur Rita – da bleibt die Frage nach dem Wohin mangels Interesse liegen. Ich finde es erfrischend, dass Schlöndorff schnell zum Punkt kommt – „schnörkellos” sagt bei sowas das Feuilleton – und nicht Dramen inszeniert, die gar keine sind. Andererseits kommt nun Rita im Osten an, freundet sich mit Tatjana an, lebt gelöst ihren für sie neuen DDR-Alltag und dauernd passiert was Neues. Da bin ich dabei, da fiebere ich mit, da freue ich mich über wunderbare Dialoge.
Und wenn ich das Kino verlasse, habe ich trotzdem das Gefühl, keine persönliche Geschichte gesehen, sondern eine Geschichtsstunde bekommen zu haben.