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Plakatmotiv: Die Kanonen von Navarone (1961)

Action-Abenteuer
Klasse erzählt!

Titel Die Kanonen von Navarone
(The Guns of Navarone)
Drehbuch Carl Foreman
nach dem gleichnamigen Roman von Alistair MacLean
Regie J. Lee Thompson, UK, USA 1961
Darsteller

Gregory Peck, David Niven, Anthony Quinn, Stanley Baker, Anthony Quayle, James Darren, Irene Papas, Gia Scala, James Robertson Justice, Richard Harris, Bryan Forbes, Allan Cuthbertson, Michael Trubshawe, Percy Herbert, George Mikell u.a.

Genre Action, Abenteuer
Filmlänge 158 Minuten
Deutschlandstart
20. September 1961
Inhalt

Im November 1943 sitzen auf der griechischen Insel Kheros 2.000 britische Soldaten in der Falle. Die deutsche Wehrmacht will ihre Stärke in der Ägis demonstrieren und will in sieben Tagen Kheros angreifen und alle Soldaten töten.

Alle Versuche, die Männer zu retten, schlugen fehl. Wer nach Kheros will, muss durch die Meerenge an der Insel Navarone vorbei. Dort haben die Deutschen zwei mächtige Kanonen aufgebaut, die jedes Schiff, das die Meerenge passieren will, versenken können. Auch aus der Luft ist die Bastion nicht zu knacken.

Der britische Geheimdienst startet einen letzten, verzweifelten Versuch: Ein Kommandounternehmen soll unentdeckt auf die Insel Navarone gelangen, sich bis zu den Kanonen durchschlagen und diese zerstören. Sechs Männer machen sich auf den Weg:

  • Major Roy Franklin soll den Trupp anführen. Er gilt als „Glückspilz“ und Glück werden die Männer brauchen
  • Captain Keith Mallory ist ein erfahrener Bergsteiger. er soll die Männer über die unbewachte Südklippe, eine nahezu unbezwingbare Steilwand, auf die Insel bringen
  • Andrea Stavros, griechischer Offizier und Untergrundkämpfer
  • Corporal John Miller, im Zivilleben Chemieprofessor, gilt als Experte für Sprengstoff
  • der Maschinist Brown kennt sich nicht nur mit Motoren aus, seine Fähigkeiten mit dem Messer im Nahkampf haben ihm auch den Beinamen „Schlächter“ eingebracht
  • Spyros Pappadimos schließlich hat das bei einem solchen Kommando notwendige Handwerk des Tötens bei der Mafia in Brooklyn gelernt und stammt aus Navarone, kennt also Land und Leute

Das Kommando steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Der Grieche Stavros macht Mallory, mit dem er in Griechenland schon seit Jahren zusammen gegen die Deutschen kämpft, für den Tod seiner Familie verantwortlich und will ihn nach dem Kreg töten.

Teile des Plans sind offenbar durchgesickert. Die Deutschen auf Navarone scheinen jeden Schritt der Aliierten im Voraus zu kennen. Major Glückspilz, Roy Franklin, bricht sich schon in der Steilwand der Südklippe das Bein und wird dadurch zur Gefahr für die anderen. Dann startet die britische Marine ihre Rettungsaktion auch noch einen Tag früher als geplant.

Während das Komamndounternehmen diese Planänderung noch verdaut, werden sie von deutschen Soldaten umstellt und geraten in die Hände des sadistischen SS-Obersturmbannführers Sessler …

Was zu sagen wäre

Ein großartiges Drama. Ein spannendes Abenteuer. Ein packender Actionfilm. Diese Verfilmung eines Romans von Alistair MacLean bietet alles, was die große Leinwand verspricht. Entschlossene Männer im Kampf gegen einen unüberwindbar scheinenden Gegner in grandioser Kulisse, die griechische Inselromantik, Tempelruinen und Retsina-selige Brauchtumspflege miteinander verquickt. Bemerkenswert auch, dass der traditionell besonders schurkische Bösewicht – der gemeine deutsche Wehrmachtsoffizier – hier als fairer Gegner auftaucht und nur in SS-Mann Sessler seine hässliche, scharf geschnittene Fratze bekommt.

Inhaltliche Miniaturen gestalten den zeitlosen Klassiker

Carl Foreman hat sein Script in mehreren Passagen von MacLeans Buch entfernt. Das fällt beim ersten Sehen störend auf, denn der Antagonismus zwischen Mallory und Stavros findet im Buch nicht statt und ist dort auch nicht nötig. Und im Film haben sie am Ende auch keine großen Auswirkungen. Tatsächlichn aber machen diese kleinen Schlenker den Film zum zeitlosen Klassiker, bei dem 50 Jahre später lediglich die noch nicht ausgereifte Tricktechnik auffällt.

Egal, ob es die Mallory-Stavros-Feindschaft ist oder die Idee des "Schlächters", künftig nicht mehr töten zu wollen oder ob Corporal Miller eine veritable Sinn-des-Krieges-Debatte entfesselt. Jede dieser Miniaturen, von denen es noch einige gibt, tragen den zweieinhalbstündigen Film auch über die ein oder andere Länge, die sich etwa an der Steilwand einschleicht.

Ersatzpartie mit holprigem Deutsch.

Die Rollen sind adäquat besetzt, David Niven ("Meisterschaft im Seitensprung" – 1960; "Ehegeheimnisse" – 1959; "Immer die verflixten Frauen" – 1959) und Anthony Quinn liefern die Glanzlichter in dem beeindruckenden Cast. Gregory Peck (Weites Land – 1958; Bravados – 1958; Moby Dick – 1956; Ein Herz und eine Krone – 1953; "Schnee am Kilimandscharo" – 1952; Der Scharfschütze – 1950; Der Kommandant – 1949; Der Fall Paradin – 1947; Duell in der Sonne – 1946; Ich kämpfe um dich – 1945) gibt seinen Mallory als Befehlshaber wider Willen, der seine Emotionen nur mühsam unterdrücken kann und dadurch etwas hölzern durch den Film robbt. Dass er freilich „Deutsch wie ein Deutscher“ spricht, wie im Film behauptet, kann ich nicht bestätigen. Die Sätze, die Peck in der Originalfassung auf Deutsch spricht, sind zwar grammatikalisch fehlerfrei, aber mit nicht zu überhörendem Akzent. Seine Rolle war eigentlich für William Holden vorgesehen, der seit David Leans Die Brücke am Kwai (1957) zugkräftiger Star war. Aber Holden wollte zuviel Geld haben und am Einspielergebnis beteiligt werden. So kam Peck ins Spiel.

Der griechische Star Irene Papas und die Italobritin Gia Scala liefern den Schuss Romantik in diesem komplett von Männern beherrschten Film – als handelnde Charaktere liefern beide Frauen Solides, ob die romantischen Anspielungen Sinn geben, sei dahin gestellt; sie stören aber nicht.

Knorrig. Kernig. Und David Niven.

Anthony Quinn als knurriger Andrea Stavros (Der letzte Zug von Gun Hill – 1959; Die Fahrten des Odysseus – 1954; La Strada – Das Lied der Straße – 1954; Viva Zapata – 1952; Ritt zum Ox-Bow – 1943) liefert eine gute Entsprechung der Buchvorlage und stiehlt seinen Mitkämpfern mehrfach durch vielsagendes Nichtstun die Szene. Über den Film hinaus im Gedächtnis bleibt David Nivens Chemieprofessor und Feingeist in Uniform, der das Gute Gewissen des Films liefert. Seine Auseinandersetzungen mit Gregory Peck über Menschlichkeit im Krieg und über Sinn oder Unsinn solcher Kommandounternehmen bieten die überraschend nachdenklichen Töne.

Wertung: 7 von 7 D-Mark
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