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Kinoplakat: Der große Gatsby (1974)

Pompöses Gefühlskino
Flache Schauspieler

Titel Der große Gatsby
(The Great Gatsby)
Drehbuch Francis Ford Coppola
nach dem Roman von F. Scott Fitzgerald
Regie Jack Clayton, USA 1974
Darsteller

Robert Redford, Mia Farrow, Bruce Dern, Sam Waterston, Lois Chiles, Karen Black, Scott Wilson, Howard Da Silva, Roberts Blossom, Edward Herrmann u.a.

Genre Drama
Filmlänge 144 Minuten
Deutschlandstart
24. Oktober 1974
Inhalt

Long Island 1922: Nick Carraway, ein junger Börsenmakler, bewohnt ein kleines Haus in unmittelbarer Nachbarschaft einer grandiosen Villa, in der Jay Gatsby wohnt, ein junger geheimnisvoller Millionär, der in seinem Haus regelmäßig aufwändige Partys veranstaltet. In der Nähe lebt auch Carraways Cousine Daisy, die mit dem steinreichen Tom Buchanan eine unglückliche Ehe führt. Nick besucht sie regelmäßig und trifft dabei auch die attraktive Jordan Baker, bei der er sich allerdings keine Chancen ausrechnet, da er nur über wenig Geld verfügt.

Mit seinem Nachbarn Gatsby freundet er sich an und erfährt so, dass der aus einfachen Verhältnissen stammende Gatsby noch immer Carraways Cousine Daisy Buchanan liebt, mit der er früher zusammen war – bevor er als Offizier in den Ersten Weltkrieg nach Frankreich zog. Danach machte er seine Millionen – vermutlich mit Alkoholschmuggel. Carraway arrangiert ein Treffen von Gatsby und Daisy. Beide werden ein Liebespaar, Daisy lehnt es jedoch ab, ihren Ehemann zu verlassen. Tom Buchanan, der selbst eine Geliebte hat, Myrtle Wilson, die Frau eines einfachen Tankstellenbesitzers, ist empört, als er erfährt, dass seine Frau ihn betrügt.

In einem New Yorker Hotelzimmer kommt es zur Konfrontation: Gatsby und Buchanan drängen Daisy dazu, sich zwischen beiden zu entscheiden, was diese verweigert. Gatsby und Daisy fahren gemeinsam nach Long Island zurück. Dort verursacht Daisy unabsichtlich einen Autounfall, bei dem Myrtle Wilson getötet wird …

Was zu sagen wäre

Pomp. Prunk. Geld. Der Film läuft 35 Minuten, als die Titelfigur erstmals auftaucht „Ich bin kein besonders guter Gastgeber, alter Knabe”, sagt dann der Mann, dessen Partys berühmt sind und berüchtigt in der New Yorker Society. Der Film nimmt sich Zeit und schwelgt in Bildern. Redford gibt den kühlen, rätselhaften Millionär passabel, der alles hat und der dauernd „Alter Knabe” sagt, weil man das so sagt in diesen Kreisen, zu denen er doch gehören will.

Mia Farrow bleibt eine leere Hülle

Redford ist mehr gut aussehend als ein guter Schauspieler. Die Balance über dem Abgrund aber, die der Gatsby-Figur innewohnt, gelingt ihm – eben noch der nur beinah lachhaft obsessive Freak, dann schon wieder der zarte Träumer, der seiner Daisy am anderen Ufer der Bucht nachsehnt und nur für seine Daisy sein Leben in eine gigantische Party verwandelt, auf die Leute strömen, die, wie es F.Scott Fitzgerald 1925 in seinem Roman formulierte, nicht eingeladen wurden, sondern hingingen. Ein Mann mit Geheimnis, bei dem alles schwebt und der zwischendurch rätselhaft strenge Telefonate führt. Bruce Dern ist die obszöne altreiche Version des Großen Gatsby, ein großartiges Arschloch; geerbtes Geld gegen das für die Liebe erkämpfte Geld. Buchanan, der mit einer Tankstellen-Gattin vögelt, dagegen der strahlende Selfmademillionär Gatsby – Dekadenz gegen die guten amerikanischen Tugenden.

Mia Farrow (Rosemaries Baby – 1968) ist das lebensuntüchtige, verwöhnte Prinzesschen, das großäugig naiven Wünschen hinterherhängt. Da ist auf der Leinwand nichts hinter ihren großen leeren Augen. Farrow schafft es nicht, auch nur einen Funken Faszination auszulösen. Warum um Himmels Willen steht einer wie Gatsby auf diese jammernde langweilige Millionärstussi? Farrows blasse Vorstellung macht den ganzen Film kaputt, dessen Story doch von nichts anderem lebt, als von der geheimnisvollen Anziehung der Daisy Buchanan – bei der Farrow bleibt sie ein Geheimnis. Als kleine Tochter Buchanan hat die sechsjährige Patsy Kensit ihren ersten Kinoauftritt, die in den 80er Jahren Karriere als Musikerin mit der Band Eighth Wonder machte und gelegentlich in Kinofilmen auftauchte, 1989 etwa als Mel Gibsons Freundin in Lethal Weapon II.

Francis Ford Coppolas „Geldjob”

Schuld und Sühne, Traum und Alltag im Kreise der Long-Island-Eliten. Rein storytechnisch im Kino ein durchschnittliches Melodram, das seinen Reiz erst durch das Setting erhält. Francis Ford Coppola hat sich 1972, um das Drehbuch zu schreiben, zwei Wochen in einem Pariser Hotel einquartiert. Er nannte den Job später einen „Geldjob”. Sein Pate stand unmittelbar vor der Uraufführung, sein Schicksal als Regisseur noch im Nebel. Als zwei Jahre später „Der Große Gatsby” schließlich ins Kino kam, war Coppola längst das gefeierte Genie, das dem Kino neue Impulse gibt. In Jack Claytons Gatsby-Verfilmung ist davon noch nur etwas zu erahnen.

Wertung: 4 von 8 D-Mark
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