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Plakatmotiv: Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen (2018)

Ein Film ohne stringente Handlung
aber sehr schön anzuschauen

Titel Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen
(Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald)
Drehbuch J.K. Rowling
Regie David Yates, UK, USA 2018
Darsteller
Eddie Redmayne, Katherine Waterston, Alison Sudol, Dan Fogler, Ezra Miller, Claudia Kim, Johnny Depp, Zoë Kravitz, Callum Turner, William Nadylam, Jude Law, Ingvar Eggert Sigurðsson, Kevin Guthrie, Poppy Corby-Tuech, David Sakurai, Brontis Jodorowsky, Victoria Yeates, Daniele Hugues, Derek Riddell, Wolf Roth, Ólafur Darri Ólafsson, Cornell John, Tim Ingall, Carmen Ejogo, Fiona Glascott, Jessica Williams, Jamie Campbell Bower, Toby Regbo, Joshua Shea, Thea Lamb, Isaac Domingos, David Wilmot u.a.
Genre Fantasy
Filmlänge 134 Minuten
Deutschlandstart
15. November 2018
Website fantasticbeasts.com
Inhalt

Gellert Grindelwald, für dessen Verhaftung Newt Scamander gesorgt hatte, ist die Flucht gelungen. Und nicht nur das: Der Schurke hat zwischenzeitlich eine noch grössere Anhängerschaft aus Zauberern um sich geschart, um seinen düsteren Plan umzusetzen, der die Vorherrschaft der reinblütigen Magier vorsieht.

Einzig Grindelwalds ehemals bester Freund Albus Dumbledore wäre in der Lage, ihn zu stoppen, aber dazu wiederum benötigt dieser die Hilfe seines früheren Schülers Scamander, der so in sein nächstes Abenteuer stürzt – und dieses Mal verschlägt es ihn nach Europa, genauer gesagt nach Paris. Mit dabei sind Newts neue Freunde Tina und Queenie Goldstein und der Muggel Jacob Kowalski.

Und auch der mysteriöse Credence tritt wieder auf den Plan. Während Newt Grindelwald auf der Spur ist und mit seinen Freunden zahlreiche weitere Rätsel zu entschlüsseln versucht, wird er auch noch vor eine Herausforderung privater Natur gestellt: Denn sein Bruder Theseus ist mit Leta Lestrange verlobt, der Frau, die Newt einst sehr viel bedeutete …

Was zu sagen wäre

Ein wunderschöner Film mit lausigem Storytelling. Der Zyniker würde sagen: Das ist der perfekte Film fürs 21. Jahrhundert – tolle Bilder, berauschende Visual Effects. Denen die Geschichte untergeordnet wird. Manchmal habe ich wirklich den Eindruck, dass die Handlung auf der Stelle tritt, nur weil erst ein VFX her muss, der einen Protagonisten von A nach B trägt. Wer im Harry Potter-Universum, hier vor allem im Universum der Nebensätze nicht zuhause ist, tut sich schwer, der Handlung dieses zweiten Teils zu folgen. Sie ist sehr komplex.

Okay, Grindelwald will Credence Barebone mit dem Obscurus. Das Ministerium will das verhindern. Newt Scamander will Credence vor dem Ministerium finden, weil er mit Dumbledore der Meinung ist, dass da irgendwas nicht sauber ist. Gleichzeitig spielen die Aurorin Tina Goldstein, die Scamander ziemlich gut findet, eine tragende Rolle, während deren Schwester Queenie Goldstein für allerlei libidonöse Verwicklung sorgt. Dazwischen quetscht sich ein altes Familiengeheimnis um Creedences Herkunft, das tragisch ist. Dazu gesellt sich Leta Lestrange, die Newts Bruder heiraten wird, eigentlich aber in Newt verliebt ist. Uff. Zwischen diesen Handlungsfäden toben sich Phantastische Tierwesen aus und sorgen für Knuddelfaktor und Aktion.

Das alles spielt in, wenn man das bei dieser Green-Screen-Produktion sagen kann, großartiger Kulisse. David Yates, der sein Handwerk beim Fernsehen gelernt hat und dessen letzte Harry-Potter-Arbeiten auch so aussahen, lässt sich hier nicht lumpen. Wenn er schon kein guter Geschichtenerzähler mehr wird, er hat verstanden, dass die große Leinwand visuellen Overkill benötigt, also liefert er den. Die Geschichte hat er dann einfach vergessen, taucht dafür tief in die Genealogien etlicher Nebencharaktere hinein. Es wäre schon ohne den visuellen Overkill schwierig, der fortgesetzten Handlung, zu der man am besten auch das Kompendium zum Harry-Potter-Kosmos verinnerlicht hat, zu folgen. Aber mit all den Effekten, den bestaunenswerten Welten, die uns Yates da offenbart, ist diesem zweiten Teil – von angedachten fünf Teilen – schwer zu folgen.

Es geht schon, wenn man sich einfach fallen lässt im Kinosessel und den Zauber über sich ergehen lässt. Dann verknüpfen sich ein paar der losen Enden, die der Film anfangs ins Rennen schickt. Ab da muss ich dann auf die nächsten, erklärende Teile hoffen. Viel schlimmer aber ist: Ich habe auch nach diesem Teil 2 noch keine Ahnung, was eigentlich der Kern dieser Geschichte ist. Früher war das Harry Potter, der Junge mit der Narbe auf der Stirn, der ein familiäres Problem mit dem mächtigsten Zauberer aller Zeiten hat. Heute ist das aber nicht Newt Scamander. Der steht auch nicht mehr so im Mittelpunkt, wie im Vorgänger. Da stehen jetzt eher Albus Dumbledore, Credence Barebone und Gellert Grindelwald. Aber kann es wirklich nur darum gehen, dass Grindelwald die Weltherrschaft für reinblütige Zauberer erstreiten will? Über fünf Teile gestreckt?

Immerhin Grindelwald ist eine schöne Überraschung. Johnny Depp spielt ihn, den wir schon an die Yellow Press verloren glaubten, der hier aber sehr überzeugend einen bösen Usurpator mit schlohweißem Haar spielt, der nichts mehr hat von Depps jüngsten Jack-Sparrow-Eskapaden – die Stimme leise, die Haut blass, das Gewand schwarz, die Augen dunkel – käme das nicht 25 Jahre zu spät, könnte man sagen, Depp ist eine echte Entdeckung. Aber sein Drang zur Weltherrschaft jegt uns im Kinosessel von New York nach London und dann weiter nach Paris, und in einer Montage blicken wir noch kurz, wir schreiben das Jahr 1927, in die Zukunft, wo wir Ausblicke auf den Zweiten Weltkrieg und auf Atombomben haben.

Was das mit Tierwesen zu tun hat? Eher nichts. Das macht diesen sehr schön anzuschauenden Film anstrengend.

Wertung: 2 von 8 €uro
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