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Kinoplakat: Das Experiment
Ein realistischer Blick in
die Abgründe der Zivilisation
Titel Das Experiment
Drehbuch Mario Giordano + Christoph Darnstädt + Don Bohlinger
Regie Oliver Hirschbiegel, Deutschland 2001
Darsteller Moritz Bleibtreu, Maren Eggert, Christian Berkel, Justus von Dohnànyi, Oliver Stockowski, Timo Dierkes, Nicki von Tempelhoff, Antoine Monot, Jr., Wotan Wilke Möhring, Andrea Sawatzki, Edgar Selge u.a.
Genre Drama
Filmlänge 120 Minuten
Deutschlandstart
8. März 2001
Website the Stanford-Prison-Experiment
Inhalt

„Ich habe Tag und Nacht unseren Planeten vor Augen, dessen Bevölkerungszahl sich in den nächsten 30 Jahren verdoppelt haben wird. Wie sollen diese Menschen in Frieden auf engstem Raum leben, wenn wir heute nicht ihr Agressionsverhalten erforschen?”
Prof. Dr. Thon

4.000 Mark für zwei Wochen: „Leicht verdientes Geld und ein netter Spaß noch dazu.”, denken die 20 Freiwilligen, die sich auf das von einer Universität ausgeschriebene Experiment einlassen. Um die Erforschung des Aggressionsverhalten in einer künstlichen Gefängnissituation soll es gehen. Und zunächst halten die Beteiligten, die per Zufallsprinzip in Gefangene und Wärter eingeteilt werden, das Ganze für ein Spiel, ein bisschen so wie man als Kind Räuber und Gendarm gespielt hat.

Ein Spiel. Eine Simulation. Das denkt lange Zeit auch der frühere Journalist und jetzige Taxifahrer Tarek, der hinter der Anzeige eine Zeitungsstory wittert und sich, ausgerüstet mit einer Geheimkamera, als Undercover-Journalist in das Experiment einschmuggelt. Kurz vorher hat er bei einem Autounfall Dora kennengelernt, die ihm nun in den langen Nächten in der Zelle nicht mehr aus dem Kopf gehen wird.

Nach Tests und Vorbereitungen beginnen die 20 männlichen Versuchspersonen ihren ersten Gefängnistag in dem eigens dafür eingerichteten und mit Überwachungskameras ausgestatteten Zellentrakt. Sie beschnuppern einander, lernen sich kennen, schwanken zwischen nervöser Neugier und ausgelassenem Übermut und finden sich langsam in ihre Rollen ein: Die Wärter pochen auf ihre Autorität, die Gefangenen rebellieren gegen Demütigung und Schikane. Als Dr. Thon, der verantwortliche Professor, für kurze Zeit nicht erreichbar ist, eskalieren die Ereignisse. Aus dem harmlosen Spiel wird ein erbitterter Kampf auf Leben und Tod.

Inzwischen versucht Dora draußen herauszufinden, wo Tarek geblieben ist …

„Von den Bewerbern werden insgesamt 21 Personen ausgewählt und in zwei Gruppen eingeteilt: 9 Wärter und 12 Gefangene. Die Gefangenen verzichten für 14 Tage auf wesentliche Grundrechte und werden rund um die Uhr von den Wärtern bewacht. Die Unterbringung in den Zellen erfolgt in Gruppen von je drei Gefangenen. Die Wärter teilen ihren Dienst selbst in drei Schichten auf. Wer keinen Dienst hat, steht auf Abruf bereit, falls Komplikationen auftreten sollten. Die Projektleitung hat Zugriff auf ein System aus Überwachungskameras, das keinen Winkel unbeobachtet lässt.”
Prof. Dr. Thon

Was zu sagen wäre

Ein Hammer. Das Jahr 2001 fängt für deutsche Kinofilme vielversprechend und mit Lust auf mehr an: Erst das zarte Jugenddrama „Grüne Wüste”, jetzt das Thriller-Drama „Das Experiment”, das konsequent aufzeigt, wie erschreckend schnell Menschen ihre sozialen Ketten abstreifen! Eine Story von zwingender Logik in bestechender Optik.

Oliver Hirschbiegels Film basiert auf einer Versuchsreihe, die die amerikanische Stanford University 1971 tatsächlich durchgeführt hat. Das sozialpsychologische Experiment zu den Phänomenen Gehorsam und Aggression erregte weltweit Aufsehen. Ein Flur des Psychologischen Instituts wurde zu einem funktionalen Scheingefängnis umgebaut, und eine homogene Stichprobe von 24 freiwilligen, gesunden, psychisch normalen, männlichen Versuchspersonen sollte zwei Wochen in diesem Scheingefängnis verbringen.

Doch schon nach sieben Tagen musste das Experiment wegen starker Depressionen, Angstzuständen und Persönlichkeitsverlusten der Gefangenen abgebrochen werden. Im Verlauf des Experiments war es zu immer heftigeren und sadistischeren Schikanen und Übergriffen der Wärter gekommen. Und das, obwohl jeder Versuchsperson jederzeit klar war, dass es sich nur um ein Rollenspiel handelte.” (aus: „Interpersonal dynamics in a simulated prison”, International Journal of Criminology and Penology, 1973).

Ähnliche Versuche mit ähnlich verunsichernden Ergebnissen gingen als „Milgram-Experimente” in die Geschichte ein. Hier waren „ganz normale” Menschen bereit, anderen tödliche Stromstöße zu verabreichen – allein weil ein Versuchsleiter (die „Autorität mit weißem Kittel”) sie dazu aufforderte. Diese Experimente fanden filmisch ihren Niederschlag in dem französischen Thriller „I wie Ikarus” (Henri Verneuil, Frankreich 1979) mit Ives Montand, der ein dem Mord an Kennedy ähnliches Attentat als Verschwörung darstellte.

Wertung: 6 von 6 €uro
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