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Kinoplakat: Cloud Atlas

Verschachtelte Kino-Extravaganza
die an ihren Ansprüchen scheitert

Titel Cloud Atlas
(Cloud Atlas)
Drehbuch Lana Wachowski & Tom Tykwer & Andy Wachowski
nach dem gleichnamigen Roman von David Mitchell
Regie Tom Tykwer + Andy Wachowski + Lana Wachowski, Deutschland, USA, Hongkong, Singapur 2012
Darsteller

Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Weaving, Jim Sturgess, Doona Bae, Ben Whishaw, , Amanda Walker, Ralph Riach, Andrew Havill, Tanja de Wendt, Raevan Lee Hanan, Götz Otto, Niall Greig Fulton, Louis Dempsey u.a.

Genre Abenteuer, Drama
Filmlänge 172 Minuten
Deutschlandstart
15. November 2012
Inhalt

Ein alter Mann, Zachry, erzählt einer Gruppe am Lagerfeuer eine lange Geschichte. Sie beschäftigt sich mit Figuren aus ganz unterschiedlichen Zeitepochen. Ihre Schicksale aber sind alle auf die ein oder andere Weise miteinander verknüpft.

  • Ein gebrechlicher Doktor trifft im Jahre 1849 auf einen Anwalt und einen ausgebrochenen Sklaven
  • zwei Komponisten konkurrieren 1936 miteinander in Cambridge
  • um 1970 nimmt es eine Journalistin mit dem Chef eines Kernkraftwerks auf
  • 2012 muss ein vom Glück verlassener Buchverleger mit seinem Leben zurechtkommen
  • 2144 kommt es in Neo Seoul zu einer Affäre zwischen einer Sklavenarbeiterin und einem Rebell, der ihr das Leben gerettet hat
  • im 24. Jahrhundert verbündet sich Zachry mit einer reisenden Forscherin auf der Suche nach einer bahnbrechenden, alles verändernden Entdeckung.

Kinoplakat: Cloud Atlas

Was zu sagen wäre

Eine hübsche … Extravaganza ..! Schön, dass jemand 100 Millionen Euro ausgegeben hat, um mal auszuprobieren, wie (und ob) das geht, wenn man sechs Geschichten durcheinander erzählen will auf sechs unterschiedlichen Zeitebenen bei sechs unterschiedlichen Settings. Jetzt wissen wir, dass das schön aussehen und großartig wirken kann, einen aber alles in allem kalt lässt. Mit viel Aufwand und Liebe zum Detail erzählen Lana Wachowski + Tom Tykwer + Andy Wachowsk eine monumentale Geschichte, die auf Sinn und Tiefe von Kalendersprüchen zusammenschnurrt.

Die Wachowski-Geschwister sind seit Matrix bekannt für ihre unorthodoxen Erzählweisen. Tom Tykwer (The International - 2009; Heaven - 2002; Der Krieger und die Kaiserin – 2000; Lola rennt - 1998) ist bekannt für großartige Inszenierung einzelner Szenen, aber eigentlich nicht für stringentes Erzählen. Aus dieser Warte betrachtet bekommt der Kinogänger, was er erwarten darf: unorthodoxe Bilder, eigenwillige Montage, herausragende klleine Spannungsbögen.

Fehlt nur das Große Ganze.

45 Minuten brauchen die drei Regisseure, bis sich zart abzeichnet, inwieweit die sechs einzelnen Episoden zusammengehören könnten. „Die Welt folgt einer naturgegebenen Ordnung. Und diese Ordnung muss geschützt werden.” Oder „Soylent Green ist Menschenfleisch!” (ein Zitat aus dem 1973er-Kinoklassiker Jahr 2022 … die überleben wollen) sind die zentralen Erkenntnisse, die sich in Variationen durch den Film ziehen – man muss seine Existenz opfern, damit die höhere Macht Dich neu erschaffen kann. Leben, Sterben, Wiedergeburt, Leben.

Teaserplakat: Cloud Atlas

Wunderbar ist, dass die Episodensprünge nicht durch Blenden, SFX oder andere Sperenzchen angekündigt und dann vollstreckt werden. Tykwer reicht der einfache, harte Bildschnitt. Und solche Sprünge gibt es viele. Sie folgen keinem erkennbaren Muster. Lediglich ein Muttermal in Form einer Sternschnuppe zieht sich durch die Zeit-Tableaus. Und die Schauspieler – und da wird's ärgerlich.

TomHanksHalleBerryJimBroadbentSusanSarandonBenWishawHughGrant tauchen in jeweils mehreren Episoden auf in jeweils unterschiedlichen Masken. Die fallen aber als Masken sehr auf und also bin ich bemüht zu erkennen, wer hinter der Maske steckt und passe also nicht 100%ig auf und verpasse womöglich den nächsten Episodenwechsel. Die ohnehin kompliziert angelegte Story wird so noch komplizierter. Gleichzeitig haben diese Masken einen eigentümlichen Reiz, indem sie eine Vielzahl von Ethnien zeigen, die nicht alle von der Erde kommen müssen, mancher sieht aus, wie frisch einem Manga entstiegen. Mit der Zeit entwickelt dieses Experiment des Nebeneinander einen Sog und je komplexer die Eindrücke werden, desto höher die Erwartung an einen Big Bang als Höhepunkt des Films.

Bilder, mal voller bunter exaltierter Phantasie, mal aus schlichtem 70er-Jahre-TV. Irgendwie ist es dann irgendwann in diesen fast drei Stunden nicht mehr gar so wichtig, wie genau das zusammenpasst. Und da, wo es passt, schwirren einfache Wahrheiten dann wie besagte Kalendersprüche, da wo es nicht passt, bleiben Bilder ohne tieferen Sinn.

Philosophisch-ethnisch-gewürfeltes Kommerzkino. Schön, dass das einer probiert hat. Dann brauchen wir uns darum nun auch keine Gedanken mehr zu machen.

Wertung: 4 von 7 €uro
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