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Kinoplakat: Chasing Amy
Eine verfilmte
Buchstabensuppe
Titel Chasing Amy
(Chasing Amy)
Drehbuch Kevin Smith
Regie Kevin Smith, USA 1997
Darsteller
Ben Affleck, Joey Lauren Adams, Jason Lee, Scott Mosier, Casey Affleck, Jason Mewes, Kevin Smith, Dwight Ewell, Guinevere Turner, Carmen Llywelyn, Brian O'Halloran, Matt Damon, Alexander Goebbel, Tony Torn, Rebecca Waxman, Ethan Suplee, Paris Petrick u.a.
Genre Drama, Komödie
Filmlänge 113 Minuten
Deutschlandstart
31. Juli 1997
Inhalt

Holden und Banky sind nicht nur die besten Kumpels, sondern auch die Schöpfer der Comic-Book-Hitserie „Bluntman & Chronic“. Als sie uf einer Comic-Convention die Comiczeichnerin Alyssa kennenlernen, gerät ihre wunderbare Freundschaft in Gefahr. Denn Holden verliebt sich in sie.

Doch Alyssa ist – zur Erleichterung von Banky und zum Entsetzen von Holden – lesbisch. Zeit für Holden, sich die Frage zu stellen – „Können Männer und Frauen auch nur befreundet sein?“. Banky sieht Holdens und seine gemeinsame Arbeit und Freundschaft in Gefahr.

Als Holden erkennt, wie aussichtslos seine Liebe zu Alyssa ist, offenbart er ihr, dass er diese Freundschaft nicht mehr erträgt und eigentlich mehr für sie empfindet. Daraufhin gibt sie ihren Gefühlen für Holden nach und die beiden werden ein Paar.

Als Holden jedoch mit Alyssas sexuell experimentierfreudiger Vergangenheit konfrontiert wird, fühlt er sich ihr nicht gewachsen und die Beziehung steuert auf einen Konflikt zwischen Holden, Alyssa und Banky zu, der Alyssa nun wegen der plötzlichen Änderung ihrer geschlechtlichen Neigung misstraut. Um diesen Konflikt zu lösen und mit beiden befreundet bleiben zu können, schlägt Holden einen Flotten Dreier zwischen den dreien vor …

Was zu sagen wäre

So viel reden sie sonst nur in Woody Allens Filmen – beim Meister aus Brooklyn allerdings geschliffener und souveräner fotografiert. „Chasing Amy“ ist der dritte aus der Reihe der New-Jersey-Filme des Regisseurs Kevin Smith – aus … New Jersey (s.u.). Junge Menschen reden über Gott, die Welt und Star Wars und leben nebenher ihre Beziehungsprobleme aus.

Die Geschichte der verpassten Chancen, die Kevin Smith hier in Szene setzt, ist mit zunehmender Dauer ein sicherer Tränenzieher. In langen Einstellungen begleiten wir das Smith‘sche Panoptikum aus Besserwissern, Klugscheißern und Comiclesern durch Irrungen und Wirrungen der ersten ernstzunehmenden Liebe. Das „Chasing Amy“ aus dem Titel übersetzt der Film inhaltlich mit der Jagd nach der Unerreichbaren, nach derjenigen, mit der Du es Dir bereits ein für alle Mal verscherzt hast.

Kinoplakat (US): Chasing AmyFür Smith ist das weniger einer Bild- als mehr eine Textgeschichte. Seine Protagonisten schwätzen ohne Unterlass. Und seit Quentin Tarantinos Hamburger-Royal-Dialog in Pulp Fiction wissen wir, dass auch sinnlose, aber schön formulierte und in ihrer Besserwisserei viel näher am Publikum verankerten Dialoge mehrheitsfähig sind. Aber sie machen Figuren künstlich, sie überzeichnen die Natürlichkeit.

Das Kevin-Smith-Universum krankt an seiner polierten Oberfläche, auf der Menschen radikal SCHEISSE sagen und FICKEN und VÖGELN und mal ist es der Akademiker, mal der ungebildet scheinende Verkäufer hinter der Ladentheke. Die Sprache macht diese Typen universell. Und die Sprache verkratzt diesen Film, weil der Sprache keine erwähnenswerten Bilder gegenübergestellt werden.

Seinen Wortkaskaden hat Smith auf der Bildseite kaum Nennenswertes entgegenzusetzen und so bin ich versucht zu vermuten, dass das, was er sagen wollte, auch als gedrucktes Essay gereicht hätte; das Medium Film braucht es in dieser Diskussion nicht zwingend. Aber: Ich erlebe womöglich den Anfang der ein oder anderen Karriere. Ben Affleck ist ein Hingucker. Etwas sehr all-american, aber ein Hingucker.

Richtig nah an mich ran kommen die Figuren nicht … touchy wird der Film selbst in seinen dramatischsten Momenten nicht. Dabei bewegen sich die Figuren in einem dankbar wortgewaltigen Universum – sie sind Comicfans, der Sprechblasendiktion also mächtig, also der klaren Geradeaus-Spreche. So entstehen radikal klingende Dialoge über sexuelle Phantasien, die bestimmt irgendwas bedeuten sollen. Allein: Ich habe solche Dialoge nie geführt; ich kenne auch niemanden, der so redet. Deshalb bleibe ich Zaunkönig bei diesem menschelnden Drama. Ich sitze am Zaun und schaue zu. Das Drama ist interessant, berührt mich aber nicht.

Akademikerliebe …

Wertung: 6 von 11 D-Mark
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