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Kinoplakat: Elizabeth

Großes Königinnen-Drama.
Große Cate Blanchett.

Titel Elizabeth
(Elizabeth)
Drehbuch Michael Hirst
Regie Shekhar Kapur, UK, USA, Japan 1998
Darsteller

Cate Blanchett, Geoffrey Rush, Christopher Eccleston, Joseph Fiennes, Richard Attenborough, Fanny Ardant, Eric Cantona, Vincent Cassel, Kathy Burke, Edward Hardwicke, Emily Mortimer, John Gielgud, Liz Giles, Rod Culbertson, Paul Fox u.a.

Genre Biografie, Drama
Filmlänge 124 Minuten
Deutschlandstart
29. Oktober 1998
Inhalt

England 1554. Unter der Regentschaft von Königin Mary I. erlebt das Land seinen Niedergang: Der Staat ist nahezu bankrott und das Land leidet unter den von der Krone ständig neu angefachten religiösen Auseinandersetzungen. Als Mary stirbt, wird ihre jüngere Halbschwester Elizabeth zur Königin gekrönt. Sie ist gerade 21 Jahre alt.

Während das Land voller Hoffnung aufatmet, ersehnt die junge Monarchin nichts mehr, als ihre große Jugendliebe, Robert Dudley, endlich wieder in die Arme schließen zu können. Ihre engsten Berater ermahnen sie jedoch, persönliche Interessen zurückzustellen und sich mit aller Kraft den dringenden Problemen zuzuwenden, mit denen sich der Staat nicht zuletzt von Seiten des Auslandes konfrontiert sieht.

Sir William Cecil, Elizabeths engster Ratgeber, empfiehlt ihr inständig, sich im Interesse der Staatsräson mit einem europäischen Adeligen zu vermählen. Sie aber, die niemand anderen lieben kann als Dudley, widersteht diesem Anliegen. Nicht nur Frankreich, Spanien und der Vatikan bedrohen ihre Herrschaft, auch am eigenen Hofe lauern die Feinde, angeführt von dem mächtigen Duke of Norfolk. Elizabeths einziger Verbündeter ist der Sir Francis Walsingham, beauftragt, ihre Sicherheit zu gewährleisten.

Doch als Frau in einer Männerwelt muss sie selbst die ihr verliehene Autorität sowohl bei Hofe als auch auf europäischer Ebene energisch – und bisweilen rücksichtslos – ausspielen, wenn sie politisch – und physisch – überleben will …

Was zu sagen wäre

Dies ist die Geschichte einer Frau, die in eine Welt voller Fremder geworfen wird – voller Männer. Sie soll herrschen, weil das ihr Geburtsrecht nun mal so festlegt. Und die Männer machen brav ihren Diener dazu. aber hinter den Kulissen zerren alle am Gewand der Königin. Ihr engster Berater hält sie für sowas wie Eigentum des englischen Adels: „Ich möchte, dass Ihr mir von nun an jeden Morgen ihre Laken zeigt. Ich muss ihre Körperfunktionen kennen.“ „Ihre Körperfunktionen, Sir William?“ „In der Tat. Der Körper und die Person Ihrer Majestät sind nunmehr nicht mehr ihr Eigentum. Sie gehören dem Staat.

In dieser Szene wird die Funktion des Anführers, bzw. der Anführerin, von der der reinen Symbolfigur getrennt. Führen, glauben die Männer bei Hofe, die spanischen, die französischen Diplomaten, die in der Frau auf dem Thron lediglich eine mit einem hohen Adligen zu verheiratende Person sehen, die dann dem Ehemann gehorche, schon sie selbst. Und mittendrin der Duke of Norfolk, der in der Tudorzeit ja in jeder Generation durch Intrigen und Enteignung aufgefallen ist. All diese Männer nehmen die Frau nicht ernst, die auf dem Thron sitzt. „Um Gottes Willen, Madam, bringt Euren kranken Staat ins Gleichgewicht! Nur in der Heirat und indem Sie einen Erben zeugen liegt Eure Sicherheit.“ Kurz: Neffen der französischen Besitzerin Schottlands heiraten, der auch ganz ansehnlich sein soll, und der Krieg in Schottland ist vorbei. Männer greifen bei sowas zu den Waffen, Frauen sollen heiraten.

Die Frau auf dem Thron sieht das anders. Und sie hat einen mächtigen Verbündeten, den sehr loyalen Sir Francis Walsingham, der ihr behutsam, aber blutig, beibringt, dass das Geschäft des Herrschens nur bedingungslos gegen sich sich und Jedermann vollführt werden kann Die Frau lernt schnell. Gut, sie lernt auch schnell, weil ihr geliebter Robert Dudley sie hintergeht und sie dadurch erfährt, wie wenig zu geben ist auf des Mannes Liebesschwur. Aber das ist Hollywood. Zur Ehrenrettung Sir Dudleys sei gesagt, dass die historisch authentische Figur nie an einer Verschwörung gegen Elizabeth teilgenommen hat. Er war ihr bis zu seinem Tod treu ergeben. Auch war, weil wir gerade dabei sind, Marie de Guise, die französische Königin von Schottland und Mutter von Maria Stuart, kein Opfer des Sir Francis Walsingham nach einer Liebesnacht. In Wahrheit starb sie 1560 an Wassersucht in Edinburgh Castle.

Aber um historischen Akkuratesse geht es auch nicht. Ginge es darum, wäre dieser Film eine mittlere Katastrophe, so viele historische Freiheiten nimmt er sich um der Dramaturgie willen. Historische Abläufe eignen sich selten bis nie, um eine gute Geschichte zu erzählen, die ja immer auch einen Sub-Plot hat. Shekhar Kapur präsentiert nicht einfach einen weiteren Kostümfilm mit Königen, Edelleuten und Verrätern. Er interessiert sich für die Mechanismen der Macht: Was macht einen Herrscher qua Geburtsrecht zum Herrscher? Was sitzt da eigentlich auf dem Thron? Da saßen immer Männer – selten Frauen – mit Familie. Welche Rolle spielte die? Für das Funktionieren der Monarchie als autoritäre Herrschaft spielte die Familie nur eine Rolle als Produzentin von Thronerben. Als wohlige Familie spielte sie keine Rolle. Männer haben das augenscheinlich über die Jahrhunderte bis in die Neuzeit hinein als gottgegeben gesehen. Die Frau auf dem Thron – es ist Kino – tut sich da schwerer; aber als sie es dann begriffen hat, dass "Vertrauen" auf dem Thron keine Währung ist, trifft sie (unter Mithilfe des versierten Walsingham) klare, blutige Entscheidungen. Diese Erzählung verziert Kapur dann dann mit opulenten Kostümen und prunkvollen Palästen.

Die Folge einer solchen Erfahrung für eine 21-Jährige, die eben noch im grünen Feld mit dem Liebsten unschuldige Sonnentänze gedreht hat und jetzt auf dem Thron von England sitzt? Sie betritt den Thronsaal mit Kunsthaar-Perücke, weiß geschminktem, entmenschlichtem Gesicht und der Erklärung: „Ich bin nun mit England verheiratet!“ Und als sie da sitzt auf dem Thron, sieht sie aus wie ein Roboter. Bei dem braucht niemand mehr die Laken zu kontrollieren.

Aus der hochkarätigen internationalen Besetzung sticht die Australierin Cate Blanchett heraus ("Oscar und Lucinda" – 1997; "Heiraten ist Glückssache" – 1997; "Weg aus der Hölle" – 1997; "Parklands" – 1996), der es in beeindruckender Weise gelingt, die Wandlung Elizabeths von der unbedarften, jungen Prinzessin zur unbezwingbaren, ikonenhaften Herrscherin und Begründerin des Goldenen Zeitalters glaubwürdig darzustellen.

Wertung: 11 von 11 D-Mark
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