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Plakatmotiv: Cable Guy – Die Nervensäge (1996)

Schrille Farce über
TV-Konsum und so

Titel Cable Guy – Die Nervensäge
(The Cable Guy)
Drehbuch Lou Holtz Jr.
Regie Ben Stiller, USA 1996
Darsteller

Jim Carrey, Matthew Broderick, Leslie Mann, Jack Black, George Segal, Diane Baker, Ben Stiller, Eric Roberts, Janeane Garofalo, Andy Dick, Harry O'Reilly, David Cross, Amy Stiller, Owen Wilson u.a.

Genre Drama, Komödie
Filmlänge 96 Minuten
Deutschlandstart
10. Oktober 1996
Inhalt

Yuppie Steven Kovacs ist von seiner Freundin aus der gemeinsamen Wohnung geworfen worden. Dabei hatte er sie nur gefragt, ob sie ihn heiraten wolle. Nun lebt er in einer neuen Wohnung und braucht da einen Kabelanschluss, um die künftig einsamen Abende mit Inhalt zu füllen; allzu viele Freunde hat er nämlich bis auf seine Basketballgruppe. Er beauftragt er einen Techniker damit, in seiner Wohnung Kabelfernsehen zu installieren.

Der hyperaktive „Cable Guy“ hält Stevens Höflichkeit für wahre Freundschaft. Unnachgiebig drängt er sich in Stevens Leben und stellt es gnadenlos auf den Kopf. Als Steven völlig entnervt die ungewollte Freundschaft kündigt, merkt er, dass der Hass des "Cable Guy" noch schlimmer ist als dessen Zuneigung …

Was zu sagen wäre

Wen Du dringend einen Handwerker brauchst, findest Du wahrscheinlich keinen. Comedy-Star Ben Stillers zweite Regie-Arbeit fürs Kino nach Reality bites – Voll das Leben (1994) spielt mit den Nöten des Durchschnittstypen. Aber dieser Durchschnittstyp ist so theoretisch, dass er mich nicht berührt, nicht anspricht.

Jim Carrey, Komiker der Woche in Hollyood, und Matthew Broderick ("Willkommen in Wellville" – 1994; "Freshman" – 1990; Family Business – 1989; Das Kuckucksei – 1988; "She's Having a Baby" – 1988; Projekt X – 1987; Ferris macht blau – 1986; War Games: Kriegsspiele – 1983), Biedermann für alle Filmfälle, spielen die Gegensätze – zwei vom täglichen TV-Konsum verheerte Typen, der irre gewordene Techniker und der spießige Karrieremensch Steven, dem über die viele Fernsehguckerei die zukünftige Frau weggelaufen sein muss; eine andere Erklärung für die Trennung bietet sich nicht an. Steven hat Robin einen Heiratsantrag gemacht, worauf sie ihn vor die Tür gesetzt habe – außer, dass Steven ein langweiliger Büromensch ist, erfahren wir nur, dass er Fernsehen guckt und lustige Freunde hat, Typen wie etwa Jack Black (Dead Man Walking – 1995; Waterworld – 1995; Die unendliche Geschichte III – Rettung aus Phantasien – 1994; Demolition Man – 1993; "Bob Roberts" – 1992). Seine Auch seine Ex-Freundin Robin trauert um ihren rausgeworfenen Ex und weiß nur, dass sie beide jetzt mal irgendwie Zeit für sich brauchen, was so ein Satz ist, der in jeder zweiten Soap in jeder zweiten Folge vorkommt. In seinem Herzen nämlich schwebte Ben Stiller offenbar eine grelle Mediensatire vor, die hinterfragt, was es mit Menschen macht, die ihr Leben aus dem Fernseher konsumieren, wie sich Kinder entwickeln, die von ihren Eltern vor dem Fernseher geparkt werden. Für Stiller ist die Antwort klar: Zombies und lebensuntüchtige Idioten, die den ganzen Tag so leben wie ihre Vorbilder in den Fernsehshows und Chips mampfend vor dem Fernseher Gerichtsreportagen verfolgen.

Offenbar sollte "Cable Guy" ein lustiges Drama werden. Der Film ist aber weder dramatisch noch lustig. Er ist Jim Carreys One-Man-Show, in der alle anderen ausschließlich als Stichwortgeber fungieren. Matthew Broderick, Leslie Mann, Jack Black und die anderen Opfer des einsamen, in seiner Kindheit vernachlässigten Cable Guys brauchen die üblichen Hürden, um zu verstehen, dass nicht der biedere Steven einer ist, der Diebesgut in seiner Wohnung hortet und dafür im Büro in Handschellen abgeführt wird, sondern dass der intrigante Cable Guy mit den wechselnden Namen Steven von einer Falle in die nächste geschubst hat. Das Drama spitzt sich im Finale vor den Augen der Welt, den Fernsehkameras, zu. Da ist das Interesse an den Figuren aber längst verblasst. Nachhaltig gestaltet sind die alle nicht; bis auf die Erkenntnis vielleicht, dass Ben Stiller offenbar gut vernetzt ist in Hollywood und jede Menge Gaststars in Kleinstrollen präsentieren kann. Da taucht Altstar George Segal als Stevens Vater mal kurz auf, Owen Wilson als Date für Stevens Ex Robin oder Eric Roberts als Eric Roberts, der Zwillingsbrüder in einem TV-Krimi nach wahren Begebenheiten spielt, in der ein Mann seinen Zwillingsbruder tötet, mit dem zusammen er in Kindertagen in einer erfolgreichen TV-Show spielte; das Gerichtsverfahren gegen den realen Zwillingsbruder wird in "Cable Guy" dauernd im Fernsehen übertragen, gespielt wird er von Ben Stiller selbst. Das Zwillingsdrama läuft sehr prominent nebenher in den Fernsehapparaten, kommt aber mit der erzählten Geschichte um Steven und Robin und das Kabelfernsehen nie in Berührung. Übrig bleibt, dass auch die Menschen jenseits der Mattscheibe durchgeknallt sind. Das aber ahnten wir ohnehin schon.

Der Film versandet zwischen Holzschnittartigem und inszenierter Realität. Natürlich lebt der Antagonist in der Welt seiner TV-Shows, während sein Opfer ein Opfer des realen Alltags ist, der halt am Nachmittag schon den Fernseher einschaltet. Jim Carey hat die undankbarste Rolle. Er soll dem Drama das lachende Gesicht geben – Ironie in der Totschlägerei. Funktioniert nicht.

Wertung: 5 von 11 D-Mark
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