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Plakatmotiv: Blue Valentine (2010)

Liebe unter Umständen
beeindruckend gespielt

Titel Blue Valentine
(Blue Valentine)
Drehbuch Derek Cianfrance & Joey Curtis & Cami Delavigne
Regie Derek Cianfrance, USA 2010
Darsteller

Ryan Gosling, Michelle Williams, Faith Wladyka, John Doman, Mike Vogel, Marshall Johnson, Jen Jones, Maryann Plunkett, James Benatti, Barbara Troy, Carey Westbrook, Ben Shenkman, Eileen Rosen, Enid Graham, Ashley Gurnari u.a.

Genre Drama
Filmlänge 112 Minuten
Deutschlandstart
4. August 2011
Website bluevalentinemovie.com
Inhalt

Dean und Cindy … sie ist Krankenschwester, er arbeitslos, lebt von Gelegenheitsjobs hier und da. Er liebt seine Frau und und er liebt Frankie, die Tochter. Aber die Ehe ist in Auflösung. Sie streiten wegen Nichtigkeiten. Sie ist enttäuscht, weil er nicht aus den Puschen kommt und sich weigert, seine „vielen Talente”, die sie an ihm so geschätzt hat, einzusetzen. „Wozu?”, fragt er, welchen Sinn solle das haben?

Als sie sich kennenlernten, war das anders. Er hat da gerade die Highschool abgebrochen, bei einem kleinen Umzugsunternehmer in Brooklyn angeheuert und bei einem Job in Pennsylvania die Medizinstudentin Cindy getroffen. Die besucht ihre sieche Großmutter in dem Pflegeheim, in dem Dean die Möbel eines ebenfalls siechen Kunden ins Zimmer gegenüber geräumt hat. Sie verlieben sich. Und als Cindy erfährt, dass sie von ihrem früheren Freund Bobby schwanger ist, denken beide nicht länger nach und bereiten die Hochzeit vor und beschließen, die kleine Frankie gemeinsam großzuziehen.

Und dann waren die Jahre ins Land gegangen. Cindy hatte das Medizinstudium geschmissen, Dean fand kein Lebensziel und nachdem ein weiterer Versuch, dem gemeinsamen Leben wieder etwas Liebe zu geben, wieder im Streit endet, stürmt Dean wenig später angetrunken in das Krankenhaus, in dem Cindy arbeitet und dreht durch …

Was zu sagen wäre

Was von der Liebe übrig bleibt. Dean bringt es auf den Punkt, schon bevor er Cindy kennenlernt. Da erklärt er seinen Möbelpacker-Kollegen, „Ich glaube, Männer sind romantischer als Frauen. Wenn wir heiraten, tun wir das, weil wir uns die ganze Zeit dagegen wehren, bis wir ein Mädchen treffen und denken: Ich wäre saublöd, wenn ich dieses Mädchen nicht heirate, weil sie so toll ist. Aber Frauen scheinen irgendwann an einen Punkt zu kommen, wo sie sich entscheiden: Oh, der hat ‘nen guten Job. Die verbringen ihr ganzes Leben damit, nach Prince Charming zu suchen, und heiraten dann den Typen, der einen guten Job hat und bei ihnen bleibt.

Der Film wechselt die Zeitebenen, fängt im Jetzt an und springt wiederholt in die Anfangsmonate der jungen Liebe. Gerade in den Rückblenden erzählt die nervöse Digital-Kamera im Dokustil und verzichtet gänzlich aufs Rosarot malen. Statt dessen vibriert die Zeit von den Hoffnungen und Träumen der Verliebten, die gar nicht recht merken, wie ihnen geschieht. Die auch gar keine Möglichkeit haben, lange über ihre Gefühle zu reflektieren. Das Drama zeigt, was passiert, wenn man aus den falschen Gründen glaubt zu lieben – zusammenfinden tun die beiden letztlich durch die Umstände – Anfangs standen halt beide zur rechten Zeit unter dem richtigen Türstock und später gibt es ein Mädchen eines Anderen, für das er Verantwortung übernimmt, weil er für sich die richtige Frau für's Leben gefunden hat. Das reicht ihm, betont er seinen Umzugs-Kollegen gegenüber.

Sechs Jahre später steht Dean mit nichts da außer der unbeantworteten Frage, ob er nicht sein Verständnis von Romantik und von der Liebe verraten hat. Ob er nicht selbst sein Leben lang nach Princess Charming gesucht hat und sich dann doch für ein Mädchen mit einem Baby entschieden hat, das bei ihm bleibt.

Sie will mehr. Und muss dauernd verzichten. Sie will die Jugend genießen, muss aber statt dessen die Großmutter pflegen. Sie will Liebe und hat an der High School den öden Ringer Bobby, der in ihr eher eine Fickmaschine sieht. Sie will studieren, ist aber schwanger und hat in ihrem Geliebten Dean nur noch ein zweites Kind.

Das Beziehungsdrama ist weit weg von den rosaroten Tüllträumen der Hollywood-Maschinerie. Hier schlagen sich die Menschen eben so durch, ohne, dass hinter der nächsten Hecke der Glücksengel mit dem Ausweg wartet. Ein falscher Schritt kann die kleinen Träume zerstören – gleich und endgültig. Der dokumentarische Blick zeichnet kühle, fast blaustichige Bilder dieser Beziehung, unsentimental und gleichzeitig mitfühlend. Getragen von Michelle Williams ("Mammut" – 2009; "Wendy and Lucy" – 2008; "Brokeback Mountain" – 2005) und Ryan Gosling (Lars und die Frauen – 2007; "Half Nelson" – 2006; "Wie ein einziger Tag" – 2004; Mord nach Plan – 2002), zwei fantastischen Hauptdarstellern, die volles Risiko gehen und die leidenschaftliche Liebe, der die Leidenschaft abhanden kommt ist, die Hilflosigkeit nie vermissen lassen. Michelle Williams war für den Oscar nominiert (war aber hinter Natalie „Black Swan” Portman zweite Siegerin).

Ein zäher Film. Ein bewegender Film. Ein seltener Film.

Wertung: 7 von 7 €uro
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