Hacker tricksen die Computersysteme in einem chinesischen Atomkraftwerk aus und provozieren damit einen GAU. Die chinesische Regierung setzt ihre Experten für Cyber-Kriminalität ein: Chen Dawai und dessen Schwester Chen Lien.
Die gleichen Täter manipulieren wenig später Börsenkurse an der Wall Street, was das FBI in Alarmbereitschaft versetzt. Vor vielen Jahren hatte Nicholas Hathaway, ein versierter Hacker, eine Rohversion des Codes des Hackerprogramms geschrieben und nun ist sein Typ erneut gefragt. Doch Hathaway sitzt gegenwärtig eine 15-jährige Haftstrafe ab.
Um die Cyber-Bedrohung abzuwenden, gehen die Agenten einen Deal mit Hathaway ein. Er wird vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen, dafür spürt er die Täter auf und bringt sie zur Strecke. Hathaway nimmt das zunächst als eine Art sportliche Herausforderung, allerdings nicht lange.
Der Terror der rätselhaften Hacker verlagert sich aus dem Netz in die reale Welt. Die Jagd nach den Feinden führt Hathaway und sein Team von Chicago bis nach Hongkong …
Think Big! Diesmal führt Michael Mann uns aus dem Weltall in seinen Film hinein. Es geht um nicht weniger als um alles. Von weit oben geht es hinunter in die Lichtbögen menschlicher Siedlungen, die Strom verzehrenden Megacities des modernen Homo Sapiens, deren Strahlen auf Bildern nie so genau zu filtern sind – unkontrollierbar. Immer tiefer geht die Reise, durch ein Atomkraftwerk hindurch bis hinein in die untersten Verstrebungen kleinster, staubig grauer Schaltkreise, die unvermittelt von blauem Licht geflutet werden bis es RRUMMS macht und das AKW in die Luft fliegt. Für die Bedrohung seiner Geschichte findet Michael Mann gerade mal mittelmäßige Compuergraphics. Der MacGuffin seines Films bleibt eine Leerstelle.
Mann hat immer das Visuelle als gleichwertig neben der Story, die erzählt werden soll, gesehen („Public Enemies“ – 2009; Miami Vice – 2006; Collateral – 2004; Insider – 1999; Heat – 1995). Das ist legitim: Er schreibt keinen Roman, er macht Filme und Filme brauchen visuelle Handschrift. Von der TV-Serie „Miami Vice“, die er erfunden hat, weiß man heute noch schicke Jackets, ausgeklügelte Farbdramaturgie, Popsongs als Soundtrack – an die einzelnen Stories kann sich keiner mehr erinnern, aber cool gemacht war‘s.
In „Blackhat“ bietet er nichts Neues: Nahezu durchgehend ist es Nacht. Mann reduziert künstliche Lichtquellen, setzt auf Lichtempfindlichkeit der Kamera und kreiert so seinen orange-schwarzen, körnigen Straßenlaternen-Look. Gerne setzt er lange Brennweiten (Tele) ein, ist damit immer sehr close – erst im Chip, dann an den Bartstoppeln des virilen Chris Hemsworth. Dazu wird elektronischer Soundbrei gereicht, der einen magnetischen Reiz entwickelt; darumherum baut Michael Mann zusammen mit seinem Autor Morgan Davis Foehl eine Liebesgeschichte – wobei „Liebesgeschichte“ bei Mann heißt: Junge, attraktiv definierte Körper ringeln sich in blaugrauschwarzem Nachtlicht zu Synthesizer-Klängen mit Moll-Attitüde. Testosteron-Kino ohne Realitätsbezug. Mann arbeitet mit Darstellern, nicht mit Schauspielern. Chris Hemsworth war als Thor (2011) der perfekte Comic-Superheld. Optisch großartig. Inhaltlich leer. Dasselbe gilt für die Inszenierung.
Eine glanzvolle Oberfläche. Darin liegt das Problem dieses Films. So gerne ich dem nächtlichen orangegelbschwarzen schöne-Menschen-tun-schicke-Dinge-in-tollen-Autos-an-atemberaubenden-Schauplätzen-mit-cooler-Synthie-Begleitung-Ding zusehe – der Background, die Story bleibt leer. Die engen persönlichen Bindungen erinnern an beste Miami-Vice-Zeiten und Chris-Hemsworth-mit kantiger-Sonnenbrille ist darin Sonny Crocket. Es würde nicht überraschen, wenn Hemsworth gleich in einen weißen Ferrari Daytona Spider 365 GTS springen und zu den Klängen von Phil Collins' „In the air tonight“ durch das nächtliche Miami rollen würde; und Tubbs an seiner Seite. Aber irgendwann frage ich mich, worum es eigentlich geht.
Die Cyberkriminalität? Wird nicht vertieft; im Gegenteil: Sie wird so stiefmütterlich behandelt und erklärt, wie wenn Großvater seinem Enkel den PC einrichten wollte; um das Schicksal eines genialen Hackers, *gähn*? Selbst die – ohnehin schon eher müde aber facettenreiche – Möglichkeit zweier Blutsbrüder-und-der-eine-verliebt-sich-in-die-Schwester-des-anderen – lassen Autor und Regisseur links liegen. Irgendwie geht es dauernd um – eben – Nichts.
„Blackhat“ bezeichnet einen Typus von Hackern.
- White-Hats verwenden ihr Wissen sowohl innerhalb der Gesetze als auch innerhalb der Hackerethik, beispielsweise indem sie professionelle Penetrationstests ausführen.
- Grey-Hats verstoßen möglicherweise gegen Gesetze oder restriktive Auslegungen der Hackerethik, allerdings zum Erreichen eines höheren Ziels. Beispielsweise durch die Veröffentlichung von Sicherheitslücken, um ein Leugnen unmöglich zu machen und die Verantwortlichen dazu zu zwingen, diese zu beheben. Grey-Hats zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht eindeutig als „gut“ oder „böse“ einzustufen sind.
- Black-Hats handeln mit krimineller Energie und beabsichtigen beispielsweise, das Zielsystem zu beschädigen oder Daten zu stehlen.
Die Kinofilme von Michael Mann
- Der Einzelgänger (1981)
- Die unheimliche Macht (1983)
- Blutmond aka: Manhunter – Roter Drache (1986)
- Der letzte Mohikaner (1992)
- Heat (1995)
- Insider (1999)
- Ali (2001)
- Collateral (2004)
- Miami Vice (2006)
- Public Enemies (2009)
- Blackhat (2009)