IMDB

Kinoplakat: BATMAN hält die Welt in Atem

Ein großer Spaß mit dem
dynamischen Helden-Duo

Titel Batman hält die Welt in Atem
(BATMAN: The Movie)
Drehbuch Lorenzo Semple Jr.
mit den DC-Charakteren von Bob Kane
Regie Leslie H. Martinson, USA 1966
Darsteller

Adam West, Burt Ward, Lee Meriwether, Cesar Romero, Burgess Meredith, Frank Gorshin, Alan Napier, Neil Hamilton, Stafford Repp, Madge Blake, Reginald Denny, Milton Frome, Gil Perkins, Dick Crockett, George Sawaya u.a.

Genre Comic-Verfilmung, Komödie
Filmlänge 105 Minuten
Deutschlandstart
10. Februar 1967
Inhalt

Angriff auf eine Luxusyacht vor der Küste Gotham Citys. Das maskierte Heldenteam Batman & Robin eilen zur rettung, können die Entführung jedoch nicht verhindern. Nicht nur muss sich Batman an der Strickleiter hängend einem hai erwehren (mit seinem Anti-Hai-Bat-Spray), auch verschwindet die Yacht plötzlich im Nichts.

Am (leeren) Tatort bleiben rätselhafte Hinweise zurück. Für das Dynamische Duo ist es ein Leichtes, diese zu entschlüsseln und damit die Drahtzieher der Entführung zu entlarven: die vier größten Feinde der maskierten Helden – der Joker, der Pinguin, das Katzenweib (Catwoman) und der Rätselknacker (Riddler) – haben sich zusammengetan, um augenscheinlich die Weltherrschaft an sich zu reißen. Dafür benötigen sie eine Erfindung des exzentrischen Commodore Schmidtlapp, dem die Yacht gehört, die entführt wurde.

Batman und Robin machen sich auf die Suche und können die Schurken zwar in einem Hafenversteck aufstöbern, aber nicht dingfest machen. Das schurkische Kleeblatt hat eine Bombe zurückgelassen, die Batman zunächst entsorgen muss. Letztlich kommt das dynamische Duo zu spät, als das Verbrecherquartett seinen Plan durchführt: Schmidtlapps Erfindung ist ein Dehydrierapparat, mit welchem man einem Menschen sämtliches Wasser entziehen kann. Sie dringen ins Hauptquartier der Vereinigten Welt ein und dehydrieren die neun Mitglieder des Sicherheitsrates; nur Staubhäufchen bleiben übrig. Erst bei Zahlung eines hohen Lösegeldes soll den Staatsmännern ihre ursprüngliche Form zurückgegeben werden.

Batman und Robin bekommen alle Hände voll zu tun ...

Was zu sagen wäre

Die adäquate Umsetzung eines bunten Heldencomics. Das dynamische Duo der beliebten TV-Serie, genau so blau-grau-gelb und rot-grün-gelb, wie wir es aus den Heftchen kennen, bekommt seinen ersten Kinofilm und lässt es ordentlich krachen. Vier Superschurken stellen sich Batman und Robin in den Weg, wollen die Welt erpressen, indem sie Staatenlenker aus dem Gebäude der UNO per Dehydrierung entführen. Aber so wenig einig die Schurken sich in ihrer Boshaftigkeit sind, so einig sind sich Batman und Robin in der moralischen Aufrichtgkeit ihrer Mission.

Da läuft Batman mit einer scharfen Bombe, die aussieht, wie die klassische Bombe im Micky-Maus-Comic – ein runder Ball mit zischelnder Zündschnur – durchs Hafenviertel, versucht verzweifelt, sie zu entsorgen, ohne Menschenleben zu gefähren, will sie ins Hafenbecken werfen … aber da schwimmt eine unschuldige Entenfamilie; und schließlich: „Glücklicherweise ist es mir gelungen, mich noch rechtzeitig dieser Bombe zu entledigen. Und mich in Deckung zu begeben hinter diesem Stapel von Eisenrohren.“ „Du hast Dein Leben riskiert, um dieses Pack in der Kneipe zu retten??“ „Es mögen vielleicht Trinker sein, ROBIN, aber es sind auch menschliche Wesen! Und sie werden vielleicht auch noch gerettet. Ich konnte nicht anders handeln!“ In den Heftchen fallen derlei Sätze als ordentlicher Heldensatz auf. Auf der großen Leinwand kann man das aber nur bedingt ernst nehmen, Möglichkeiten, ihre fantastischen Figuren adäquat abzubilden, gibt es kaum, also machen sich Lorenzo Semple Jr. (Buch) und Leslie H. Martinson (Regie) ein wenig lustig – Comic ist semantisch verwandt mit der Komik. Aber dennoch – das macht der vielfarbige Vorspann deutlich – wollen sie ernst genommen werden: „Lassen Sie sich nicht täuschen, M'am. Unter diesen Kostümen stecken ganz normale Amerikaner.“ Ein bisschen wirken Serie und Film, als habe man aus der Not mangelnder Tricktechnik eine Tugend des Humors gemacht, eine Tugend in den Swinging Sixties.

Alle sind ernsthaft bei der Sache, lustig wird es von ganz allein: „Hier ist eine verrufene Gegend. Es wimmelt hier von Säufern. Die sind es gewohnt, seltsame Gestalten zu sehen, die sie ihrem Delirium zuschreiben.“ „Tja, saufen muss eine üble Sache sein. Ich wäre lieber tot, als dass ich meinen Augen nicht mehr trauen kann.“ „Richtig, Robin!“ Während dieser dramatische Dialog zwischen Schüler Robin und Lehrer Batman gesprochen wird, klettern beide eine Hauswand an ihren BATseilen hinauf, die sofort als dekorierter Fußboden mit um 90 Grad gedrehter Kamera gefilmt entlarvt ist. Dazu poppen gelegentlich Soundwords bei den Prügeleien auf – POW, CRASH, BANG, SPLASH – was den Bigger-than-Life-Charakter solcher Heldenabenteuer unterstützt, denen der Begriff Trash (Müll) anhaftet. Aus diesem Widerspruch der großen Heldentat auf einer Trashplattform haben Semple Jr. und Martinson jede Menge Nektar gesogen: Sie streifen alle erzählerischen und dramaturgischen Fesseln ab und fabulieren ins Blaue.

Da wird Batman, an einer Strickleiter über dem offenen Meer hängend, von einem Haifisch angegriffen – der erkennbar aus Kunststoff ist und sich auch nicht von alleine bewegen kann. „Ein Unterwasser-Haikäfig. Da kam dieser verfluchte Fisch her.“ „Was für eine Tierquälerei: Einen armen Hai mit einer Tonne Dynamit zu mästen!“ „Ja, ROBIN, diesen Teufeln ist nichts heilig!“ Adam West als Batman klemmt also den Kopf des Hais zwischen Knie und Strickleiter und wackelt ein wenig, wodurch es wirkt, als zapple da ein bissiger Hai. Wenn Batman auf ihn eindrischt, ist die hohle Gummiform  des Fischs deutlich zu hören. Zuguterletzt reicht ihm Robin dann das Anti-Hai-BATspray – du diesem gesellen sich Gerätschaften wie BATmobil, BATcopter oder die BATstrickleiter und zum Glück hat Batman immer auch einen Superenergie-Umkehr-Polarisationsgerät dabei.

Dazu wackelnde Kulissen, ein Joker mit überschminktem Schnäuzer und eine deutlich erkennbare Wolkentapete, die den Hintergrund einer Schlägerei auf einem U-Boot auf offener See simuliert: die legendären Superhelden in den Swinging Sixties.

Szenenbild: Batman kämpft mit dem Kunststoff-Hai

<Nachtrag2015>Ich war zehn Jahre alt, als ich den Film zum ersten mal gesehen habe. Ich habe nicht auf Ironie geachtet. Ich habe Robin in seinem bekannten Kostüm gesehen und Batman in einem farblich komischen – grau statt lila – Kostüm, aber mit dem bekannten Fledermausemblem auf der Brust. Aber es waren eindeutig Batman und Robin, die in BATmobil, BATcopter oder gar BATboat auf Verbrecherjagt gehen. Das war SUPER. Und sie haben jene Art von Gefahren bewältigt, die ich aus den Comics kannte. Zunächst einmal habe ich das Geschehen auf der Leinwand da sehr ernst genommen. Das macht den Charme des Films aus. Dieser Fahrstuhl in die BAThöhle, der an eine Rutsch-Stange in Feuerwehrzentralen erinnert, an der Bruce und Dick hinab in die BAThöhle rutschen, dabei einen Schalter umlegen und unten fertig kostümiert ankommen; das BATmobil, das BATbike … das alles war für den Zehnjährigen erst einmal The Best! Die Schurken fahren ein U-Boot, das aussieht wie ein Pinguin, gucken durch ein Persikop mit Pinguinkopf und fliegen auf Pinguins Düsen-Regenschirmen zum Angriff.

Daran war damals nichts Falsches. Ich war Zielgruppe. Und: So waren die Batman-Comics früher. In den 1960er Jahren war der Fledermausmann noch weit entfernt von jenem düsteren, psychopathischen Charakter, der er seit den 1980er Jahren ist. Er löste damals einfach Kriminalfälle – halt hinter eine Maske.</Nachtrag2015>

Und dann kommt der Schrecken schlechthin: Die neun Mitglieder des Weltsicherheitsrates reden alle gleichzeitig und alle aneinander vorbei. Sie merken nicht mal, als das Terror-Quartett ihren Konferenzraum betritt. Aber Batman bezeichnet sie als „neun der bedeutendsten Männer der Welt“. Zum Quatsch gehört dann auch dazu, dass beim Angriff des Dynamic Duo auf das Terror-Quartett im U-Boot die neun bedeutendsten Männer der Welt – in dehydrierter Pulverform im Reagenzglas zwischengelagert – in höchste Lebensgefahr kommen. Und es wäre interessant gewesen zu erfahren, wieso die Pulver in den neun Reagenzgläsern unterschiedlich hoch stehen. Lässt die Menge des jeweiligen Pulvers Rückschlüsse zu auf die jeweilige Nationalität? Und wer steckt dann etwa hinter dem grünen Pulver.

Am Ende, als diese bedeutensten Männer der Welt wieder in gewohnter Weise am Konferenztisch einander ins Wort fallen, spricht der deutsche UN-Diplomat israelisch, der Russe deutsch, der Japaner britisch, der Brite hämmert seinen Schuh wie einst der Russe Chruschtschow … und Batman sagt: „Wer weiß, ROBIN, diese internationale Mischung verschiedener Nationen war vielleicht der allergrößte Dienst, der der Menschheit jemals geleistet wurde.

Dies als großes Kino zu bezeichnen, ist vielleicht übertrieben. Und doch ist es ein großer Abenteuerspaß mit zwei legendären Helden.

Wertung: 6 von 8 D-Mark
IMDB