Buchcover: Max Barry – Logoland
Die unschöne neue Welt als Spielplatz
einer Durchschnittsgeschichte
Titel Logoland
(Jennifer Government)
Autor Max Barry, USA 2003
aus dem Amerikanischen von Anja Schünemann
Verlag Heyne
Ausgabe Taschenbuch, 398 Seiten
Genre Roman
Inhalt

Die USA und Australien ... demnächst. Kapitalismus und Konsumterror laufen Amok. Die Kontinente werden von einigen wenigen amerikanischen Konzernen beherrscht, die aggressiv um die Vormachtstellung am Markt kämpfen.

Jedes Mittel ist ihnen recht. Der Regierung, die inzwischen zu pleite ist, um Verbrechen aufzudecken, sind praktisch die Hände gebunden.

Angestellte werden nach ihrem Arbeitgeber benannt, Steuern sind verboten, selbst Polizei und die amerikanische Waffenlobby sind längst privatisiert und korrupt. Ohne Cash kein Service.

Die freie Marktwirtschaft kennt keine Grenzen oder Skrupel, und so ist es kein Wunder, als zwei Marketingangestellte von Nike die Idee zu einer gnadenlosen Promotionaktion haben: Um die "Street Credibility" eines neuen $ 2500 teuren Turnschuhs zu steigern, wollen sie bei dessen Markteinführung zehn Teenager erschießen lassen.Da sie die Morde nicht selbst begehen wollen, ködern sie Hack Nike, einen kleinen, leichtgläubigen Vertriebsangestellten.

Mit der Aussicht auf einen Job im Marketing unterschreibt er einen Vertrag mit tödlichen Folgen. Als er kalte Füße bekommt, geht er zur Polizei, die ihm anbietet, den Job für ihn zu erledigen.

Aber auch die Polizei will sich die Hände nicht schmutzig machen und sublizensiert den Auftrag an die amerikanische Waffenlobby. Ein sauberes Lizenzgeschäft, dem am Ende sogar 14 Teenager zum Opfer fallen.

Die beiden Nike-Marketing-Leute sind begeistert. Weniger begeistert ist ihr Arbeitgeber - das ging ihm eigentlich etwas zu weit. Schließlich ist man gerade dabei, seine Welt-Konzernordnung neu auszurichten und die Kundschaft mit Rabatten gegen die Konkurrenz zu verteidigen. Da kommt Mord nicht so gut.

Andererseits mischt sich auffällig bissig die Agentin Jennifer Government ein, die dem Konsumwahn vor Jahren den Rücken kehrte und den Kampf gegen die Welt aufnahm, in der nur die Karriere zählt. Und mit John Nike, einem der beiden Marketing-Mörder, hat sie ein private Rechnung offen …

 
Was zu sagen wäre
Logoland

Am Ende eher eine Enttäuschung. Der Klappentext klingt so bösartig, der Inhalt so zu meinem Lieblingsthema („Welt gerät aus den Fugen“ / ”Jeder für sich und gegen alle anderen“) passend, dass ich da nicht Nein sagen wollte, als ich das Buch im Laden fand.

Dann ist es aber doch eine durchschnittlich erzählte Geschichte um ein paar Morde, deren Verantwortliche gejagt werden und immer wieder entkommen, während die verschiedenen Sympathieträger immer mit irgendwelchen Klötzen-am-Bein zu kämpfen haben.

Die boshafte Kulisse allerdings gibt der Story Saures. Da treten gewohnt dummes Zeug schwafelnde Marketing-Affen im Designer-Anzug auf, die auch privat nur noch in Begriffen wie „Endverbraucher“, „großartig“, „preiswert“ und „unique selling point“ denken, außer ihrer Karriere aber ohnehin nichts im Kopf haben, also noch die leerste Leer-Lutsch-Formel mit Hosiannah feiern.

Es gibt immer wieder mal was zum grinsen. Und dann hat man das Muster irgendwann durchschaut und liest schnell noch zu Ende …