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Plakatmotiv: Banditen! (2001)

Lustvolle Schauspieler
in unfertiger Erzählung

Titel Banditen!
(Bandits)
Drehbuch Harley Peyton
Regie Barry Levinson, USA 2001
Darsteller

Bruce Willis, Billy Bob Thornton, Cate Blanchett, Troy Garity, Brían F. O'Byrne, Stacey Travis, Bobby Slayton, January Jones, Azura Skye, Peggy Miley, William Converse-Roberts, Richard Riehle, Micole Mercurio, Scott Burkholder, Anthony Burch, Sam Levinson, Scout Willis, Tallulah Willis u.a.

Genre Komödie, Crime
Filmlänge 123 Minuten
Deutschlandstart
1. November 2001
Inhalt

Sie sind ein unglaubliches Paar: der liebevole, unwiderstehliche Joe und sein hypochondrischer Partner Terry. Gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen, haben die Flüchtigen ihr Ziel fest vor Augen: ein sorgloses Leben in Mexiko. Das einzige was ihnen dazu fehlt, ist Geld – viel Geld! Auf ihrer Flucht schlagen Joe und Terry von Oregon bis Kalifornien eine Schneise der Verwüstung.

Bei unzähligen Banküberfällen erbeuten sie nicht genug für ihre Mexiko-Pläne, hinterlassen aber gebrochene Frauenherzen und begeisterte Bankmitarbeiter, denen die Freundlichkeit der beiden Männer gefällt. Sie werden die erfolgreichsten Bankräuber Amerikas und schon bald liegt ihnen die Öffentlichkeit zu Füßen.

Alles läuft nach Plan, bis sie unerwartet mit Kate zusammenstoßen, eine frustrierte, reich verheiratete Ehefrau, die sich in ihrer Luxusvilla furchtbar langweilt. Angezogen durch das Abenteuer und die Verruchtheit, die von Joe und Terry ausgehen, bettelt sie darum, bei ihnen bleiben zu dürfen …

Was zu sagen wäre

Ein Film über zwei sympathische Bankräuber, die beide dieselbe Frau lieben und von dieser Frau auch geliebt werden, die alle drei vom freien Leben mit Bar in Mexiko träumen. Das klingt, als habe einem Hollywoodstudio mal wieder ein französischer Film gefallen, den man nun für den amerikanischen Markt neu inszeniert. Die eigentliche Geschichte wird als Rückblende erzählt, verirrt sich bald in einem freundlichen Erzählton zwischen Bankraub und gelangweilter Ehefrau und weiteren Bankrauben und einer Liebesgeschichte, steuert aber nirgendwohin. Stattdessen kriegen sich die beiden aus dem Gefängnis ausgebrochenen Kumpel wegen der Frau in die Haare und während auch das Vertrauen zueinander Risse bekommt, streiten sich die beiden während eines Bankraubes in der Jetztzeit (von wo aus die Rückblende startet), der so ganz anders abläuft, als alle Bankraube, die wir im Rahmen der Rückblende erleben; anders besonders in der Hinsicht, dass draußen vor der Tür ein Riesenaufgebot an Polizei aufgefahren ist, die die beiden mittlerweile berühmten Outlaws wohl demnächst festnehmen oder erschießen wird.

Der Film hält die Spannung, die durch die augenscheinlich ziellose Erzählung und die prominente Besetzung und das von vornherein drohende Unhappy End entsteht, nicht. Regisseur Barry Levinson ist Spezialist für ungewöhnliche Partner in Crime vor seiner Kamera (Sphere – Die Macht aus dem All – 1998; Wag the Dog – 1979; Sleepers – 1996; Enthüllung – 1994; Toys – 1992; Bugsy – 1991; Rain Man – 1988; Good Morning, Vietnam – 1987; Das Geheimnis des verborgenen Tempels – 1985; Der Unbeugsame – 1984; American Diner – 1982). In "Bandits" hat er sich mit seinen wunderbar aufspielenden Stars vergaloppiert. Er lässt sie machen und die Kamera zuschauen, anstatt straff seiner Geschichte zu folgen. Plakatmotiv (US): Bandits (2001) Billy Bob Thornton (The Man Who Wasn't There – 2001; Ein einfacher Plan – 1998; Armageddon – 1998; Mit aller Macht – 1998; U-Turn – Kein Weg zurück – 1997; "Sling Blade" – 1996; "Tombstone" – 1993; Ein unmoralisches Angebot – 1993), erklärter Hypochonder spielt den zur Hypochondrie neigenden, intelligenten und dauernd redenden Terry, der am liebsten auf seinem Gefängnishof spazieren würde, von dem er eben aus einem Impuls heraus geflohen ist, weil sein Kumpel Joe das vorgemacht hat. Thornton hält wunderbar die Balance zwischen dem intelligenten, schnell durchblickenden Jammerlappen, der als Mann der Tat ein begriffsstutziger Ausfall ist.

Als solcher Mann der Tat und harter Krimineller zeigt sich Bruce Willis mit Langhaarperücke mal wieder von seiner sanften Seite (Unbreakable – 2000; The Kid – 2000; Keine halben Sachen – 2000; An deiner Seite – 1999; The Sixth Sense – 1999; Breakfast of Champions – 1999; Ausnahmezustand – 1998; Armageddon – 1998; Das Mercury Puzzle – 1998; Der Schakal – 1997; Das fünfte Element – 1997; Last Man Standing – 1996; 12 Monkeys – 1995; Stirb langsam – Jetzt erst recht – 1995; Nobody's Fool – 1995; "Color of Night" – 1994; Pulp Fiction – 1994; Tödliche Nähe – 1993; Der Tod steht ihr gut – 1992; The Player – 1992; Last Boy Scout – 1991; Hudson Hawk – 1991; "Tödliche Gedanken" – 1991; Fegefeuer der Eitelkeiten – 1990; Stirb Langsam 2 – 1990; Stirb langsam – 1988; Blind Date – 1987). Der toughe Kerl, den er oft spielt, steckt er zurück, lässt sich auf das Komödiantische seines Parts ein, aber verhungert dann nach halber Strecke. Das Drehbuch gibt ihm nicht genug Futter, also schaut Willis oft wissend oder verliebt und stumm. Da atmen wir erleichtert auf, wenn er schließlich doch einmal die Pumpgun abfeuern kann. Wo Billy Bob Thornton mit seiner Hypochondrie spielt, hat Bruce Willis nichts Adäquates entgegenzuspielen. Er ist ein impulsiver Gauner mit freundlichem Umgangston, der sich verliebt und von Mexiko träumt. mehr steckt in der Figur des Joe nicht drin.

Für Cate Blanchett ist die Rolle der gelangweilten Ehefrau, die zwei Männer liebt, ein Fest. Gelangweilt, verrucht, lebenshungrig, verkrampft, undurchsichtig und fürsorglich. Mit der Rolle der Kate fügt sie ihrer Filmbiografie eine beeindruckende Performance hinzu (The Gift – 2000; Der talentierte Mr. Ripley – 1999; "Turbulenzen – und andere Katastrophen" – 1999; Elizabeth – 1998).

Den drei Hauptfiguren, die auch das Plakatmotiv dominieren, schauen wir gerne zu. Auch wenn sie gar nichts machen und der Film dabei mehrfach den Eindruck erweckt, als wisse er auch gar nicht, was die drei tun könnten – und also inszeniert Barry Levinson halt einen spektakulären Autocrash. Oder einen aus dem Ruder gelaufenen Überfall. Oder skurrile Nebenfiguren. Irgendwas Bizarres, das den Film treibt, aber die Geschichte nicht.

Wäre es der französische Film, wäre der wahrscheinlich leiser und mit mehr Gewicht auf die Beziehung der drei und von François Truffaut. Das überraschende Original aus Hollywood wirkt, als hätte man noch gültige Verträge mit etablierten sowie aufgehenden Stars gehabt und die mit einem unfertigen Skript aus der Entwicklungshölle kombiniert.

Wertung: 3 von 6 €uro
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