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Kinoplakat: Baise-moi – Fick mich
Pseudo-Porno als
pseudo-harter Tobak
Titel Baise-moi – Fick mich
(Baise-moi)
Drehbuch Virginie Despentes + Coralie Trinh Thi
nach einem Buch von Virginie Despentes
Regie Virginie Despentes, Frankreich 2000
Darsteller Raffaëla Anderson, Karen Lancaume, Delphine MacCarty, Lisa Marshall, Estelle Isaac, Hervé P. Gustave, Marc Rioufol, Ouassini Embarek, Adama Niane, Tewfik Saad u.a.
Genre Drama
Filmlänge 77 Minuten
Deutschlandstart
16. November 2000
Inhalt

Manu ist von mehreren Männern vergewaltigt worden. „Selber schuld!”, konstatiert trocken ihr Bruder. Manu ist empört, sprachlos, wütend. Im Streit erschießt sie ihren Bruder und flieht. Zur gleichen Zeit hat auch Nadine Streit – mit ihrer Mitbewohnerin. Nadine erwürgt sie und wird kurz darauf Zeugin, wie ihr bester Freund von konkurrierenden Drogendealern erschossen wird; auch sie beschließt zu fliehen. Auf ihrer Flucht vor der Vergangenheit, dem Geschehenen und ihrem Leben treffen die beiden Frauen aufeinander und beschließen, zusammen auszubrechen und durch Frankreich zu ziehen.

Sie kommen auf die Idee, einer Frau ihre Geldkarte abzunehmen und sie anschließend zu erschießen. Sie stehlen ein Auto, überfahren den Besitzer und machen von nun an den verschiedensten Männern gezielte Avancen, verführen sie zum Sex, um sie anschließend voller Hass umzubringen. Im Laufe der Zeit verlieren sie jegliche Hemmungen …

Was zu sagen wäre

Thelma & Louise extrem. „Baise-moi” radikalisiert den Feminismus aus Ridley Scotts Thriller von 1991 und liefert Schockeinlagen dazu. Frankreich reagierte entsetzt und stufte den Film als „Porno” ein – mit den entsprechend eingeschränkten Aufführungsmöglichkeiten. Darüber mokierte sich die Agentur AP: „Dass Baise-moi von der Zensur in Frankreich aus den Kinos verbannt wurde, ist nicht ganz unverständlich, doch übertrieben. Viele Hollywood-Filme sind nicht weniger brutal, nur halt nicht so mit nackter Pornografie gespickt. Was vielmehr gegen den Film spricht, ist seine mangelnde psychologische Glaubwürdigkeit und seine erstaunliche Konventionalität in der Darstellung weiblicher sexueller Lust.

Das zumindest ist einigermaßen erstaunlich: Zu Scotts Thema & Louise hatte es diese Diskussion um Aufführungseinschränkungen auch schon gegeben – zu brutal, Gewalt verherrlichend, verstörend. Man hätte denken können, dass acht Jahre später, noch dazu im freizügigeren Frankreich, die Gesellschaft etwas weiter ist. Aber nein: Was Männern auf der Leinwand in epischer Breite erlaubt ist – brutale Gewalt, Vergewaltigung – löst, von Frauen ausgeübt, Angst aus. Bemerkenswert.

Was darüber etwas aus dem Fokus gerät: Der Film als solcher ist so lala – von der besonderen Geschlechterperspektive abgesehen ist da nichts Neues, nichts, was mich überrascht. In seiner Erzählweise ist er auch nicht besser, als die vielen Charles-Bronson-Rache-Opern aus den späten 1970er Jahren. Romanvorlage, Drehbuch und Regie aus der Hand ein und derselben Frau. Das wirkt, wie der Film aussieht: Da hat jemand seinem Zorn freien Lauf gelassen – aber Zorn ist ein schlechter Ratgeber im kreativen Prozess.

Wertung: 3 von 6 €uro
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