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Plakatmotiv: Auf der Flucht (1993)

Harrison Ford rennt, Tommy Lee Jones
jagt in einem schnörkellosen Thriller

Titel Auf der Flucht
(The Fugitive)
Drehbuch Jeb Stuart & David Twohy & Roy Huggins
Regie Andrew Davis, USA 1993
Darsteller

Harrison Ford, Tommy Lee Jones, Sela Ward, Jeroen Krabbé, Julianne Moore, Joe Pantoliano, Andreas Katsulas, Daniel Roebuck, L. Scott Caldwell, Tom Wood, Ron Dean, Joseph F. Kosala, Miguel Nino, John Drummond, Tony Fosco u.a.

Genre Thriller
Filmlänge 130 Minuten
Deutschlandstart
16. September 1993
Inhalt

Dr. Richard Kimble, angesehener Chriurg in Chicago, wird beschuldigt, seine Frau ermordet zu haben. Alle Indizien sprechen gegen ihn, ein Schwurgericht verurteilt ihn ordnungsgemäß zum Tode. Aber Kimble ist unschuldig. Der Chirurg hatte den Mörder überrascht, als er nach Hause kam. Der Mörder floh, Kimble kann den Mann nur als „Der Einarmige“ beschreiben. Während der Überführung ins Gefängnis gelingt Kimble eine spektakuläre Flucht.

Die Behörden reagieren schnell. U.S. Bundesmarshal Sam Gerard und seine Leute übernehmen den Fall und ziehen die Kreise um den Flüchtigen schnell enger. Kimbles einzige Chance, seine Unschuld noch zu beweisen, ist es, unterzutauchen und den „Einarmigen“ zu finden. Über die EDV im Chicago Hospital, an dem er einst arbeitete, filtert er alle in Frage kommenden Personen aus, die eine Armprothese tragen.

Gerard ist ihm dicht auf den Fersen. Als Kimble glaubt, den wahren Mörder gefunden zu haben, ruft er Gerard an. Dem U.S. Marshal sind mittlerweile aufgrund verschiedener Zwischenfälle Zweifel an der Schuld des Gejagten gekommen. Aber seine Aufgabe ist klar definiert: Dr. Kimble zu fangen und den Behörden zu übergeben …

Was zu sagen wäre

Als dem zum Tode verurteilten Mörder Richard Kimble auf der Flucht sein Jäger, Marshall Gerard, vor die Füße fällt, sagt Kimble „Ich habe meine Frau nicht ermordet!“ und Gerard antwortet „Das ist mir egal.“ Der kurze Dialog macht die Dramatik der Situation deutlich, in der Kimble, von dem noch nur die Zuschauer wissen, dass er unschuldig ist, steckt. Es geht nicht um Recht haben oder Recht bekommen. Bei dieser Menschenjagd geht es nur darum, einen Flüchtigen zu fangen. Ob der schuldig oder unschuldig ist, spielt lange Zeit keine Rolle. So ist der Film ständig in Bewegung, lässt nur wenige Pausen, die von guten Schauspielern für exzellentes spiel genutzt werden.

Der Mann auf der Flucht wird gespielt von Harrison Ford (Die Stunde der Patrioten – 1992; In Sachen Henry – 1991; Aus Mangel an Beweisen – 1990; Die Waffen der Frauen – 1988; Frantic – 1988; Mosquito Coast – 1986; Der einzige Zeuge – 1985; Blade Runner – 1982; Jäger des verlorenen Schatzes – 1981; Ein Rabbi im Wilden Westen – 1979; Apocalypse Now – 1979; Der wilde Haufen von Navarone – 1978; Krieg der Sterne – 1977; "Der Dialog" – 1974; American Graffiti – 1973). Das reicht im Kinosessel zur Unschuldsvermutung, auch noch nachdem der Arzt rechtskräftig verurteilt worden ist. Der Film beginnt schon mit dem Fund der Frauenleiche. Andrew Davis will keine Zeit verlieren, erzählt das für das Verständnis notwendige Vorher in kurzen Zwischenschnitten, mal in Farbe, mal in Schwarz-Weiß, die das Ehepaar als leidenschaftlich Liebende und erfolgreiche Menschen beschreiben. Und dann wird Kimble auch schon verurteilt, in die Todeszelle verlegt und kann dann bei einem spektakulär gefilmten Bus- und Zugunglück fliehen, ohne sofort zu wissen, was er jetzt eigentlich tun soll. Dass er seine Unschuld beweisen muss, darauf kommt er erst, nachdem er mal Luft holen konnte, als Gerard ihm schon sein Desinteresse an Kimbles Schuld oder Unschuld erklärt hat und Kimble eine hohe Staumauer als letzten Ausweg hinuntergesprungen ist.

Danach ändert sich sukzessive der Schauplatz. Waren wir bisher irgendwo in Waldgebieten des Staates Illinois an der Seite des Flüchtigen unterwegs, sind durch reißende Flüsse mit ihm geschwommen, durch unwegsames Gelände gehumpelt und haben schlechtes Wetter ertragen, beginnt die Krimihandlung, wenn Kimble anfängt, seinen eigenen Fall aufzudröseln, in der weitläufigen Metropole Chicago in überlasteten Notaufnahmen, eleganten Büros mit großen Fensterfronten und in Autos in denen Automatenkaffee getrunken wird.

Während Kimble also beginnt zu recherchieren, wer für den Tod seiner Frau wirklich verantwortlich sein kann, zieht ein außergewöhnlicher Marshall das Netz um ihn sehr professionell und schnell enger. Tommy Lee Jones spielt ihn (Alarmstufe: Rot – 1992; JFK – Tatort Dallas – 1991; Airborne – 1990; "Black Moon" – 1986; "Die Augen der Laura Mars" – 1978). Ein kantiger, hochgewachsener Typ mit elegantem Mantel und Schal ist dieser Marshall Gerard, der seine Leute mal mit großer Geste dirigiert, mal väterlich anleitet und sich, wenn das seine Leute nicht tun, auch gerne mal selbst hochleben lässt. Ein Profi, der sich auf das Jagen versteht, darüber aber nicht verlernt hat, auf Ungereimtheiten mit juckender Nase zu reagieren.

Andrew Davis, der aus der Chuck-Norris- und Steven-Seagal-Ecke kommt (Alarmstufe: Rot – 1992; "Die Killer-Brigade" – 1989; "Nico" – 1988; "Cusack – Der Schweigsame" – 1985) hat mit "The Fugitive" einen Actionthriller gedreht, der mehr ist als stures Haudrauf-Kino. Wir erleben zwei Kopfmenschen bei der Arbeit. Der eine, ein herausragender Arzt, jagt die Wahrheit. Der andere, ein schwer zu beeindruckender Polizist jagt erst den Arzt und dann die Wahrheit. Die beiden haben nicht viele Szenen zusammen, aber die, in der Kimble Gerard anruft, um den auf die richtige Fährte zu setzen, ist Ausweis eines Gespürs für das richtige Timing. Und da sitzen beide nur an jeweils einem Telefon. Ein sauberer Thriller, der erst im großen Finale kein Ende finden will.

Wertung: 8 von 10 D-Mark
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