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Plakatmotiv: Asterix und Kleopatra (1968)

Die schönste Nase der Geschichte
in einem hinreißenden Musical

Titel Asterix und Kleopatra
(Astérix et Cléopâtre)
Drehbuch René Goscinny & Albert Uderzo & Jos Marissen & Eddie Lateste & Pierre Tchernia
nach dem gleichnamigen Comic von René Goscinny und Albert Uderzo
Regie René Goscinny &+ Lee Payant &+ Albert Uderzo, Frankreich, Belgien 1968
Stimmen

Roger Carel, Hans Hessling, Jacques Morel, Edgar Ott, Lucien Raimbourg, Klaus W. Krause, Micheline Dax, Ursula Herwig, Serge Sauvion, Siegfried Schürenberg, Pierre Tornade, Walter Bluhm, Bernard Lavalette, Martin Hirthe, Pierre Tornade, Otto Czarski, Pierre Trabaud, Jochen Schröder, Klaus Miedel, René Goscinny, Joachim Cadenbach, Erich Fiedler, Heinz Giese, Pierre Trabaud, Franz Nicklisch u.a.
(aufgeführt sind die frz. Originalstimmen – soweit bekannt – und die Synchronstimmen)

Genre Zeichentrick
Filmlänge 72 Minuten
Deutschlandstart
20. März 1970
Inhalt

Die ägyptische Königin Kleopatra wettet mit mit Cäsar, dass Ägypten in der Lage ist, ihm in nur drei Monaten einen Palast zu bauen. Sie beauftragt den Architekten Numerobis damit. Der baut schöne Pyramiden … mit geraden, senkrechten Wänden hingegen hat er so seine Probleme. In seiner Not wendet sich Numerobis an den Druiden Miraculix. Der macht sich, begleitet von Asterix und Obelix, auf den Weg nach Alexandria.

Die lange Schiffsreise wird aufgelockert durch Prügeleien mit Piraten. Aber die Probleme fangen erst an: Die Arbeiter streiken, die Steine für den Bau des Palastes gehen aus, zwei finstere Gesellen, Konkurrenten von Numerobis, spinnen Intrigen und Julius Cäsar kann es nicht verantworten, zu verlieren.

Miraculix braut eine Menge Zaubertrank …

Was zu sagen wäre

Zuerst einmal müssen die Macher des Films die Sache mit dieser Sprache klären, die nur aus Bildern besteht. Also sehen wir einen Ägypter, über dessen Kopf eine Sprechblase klebt. Während der Ägypter gutturale Geräusche, Blubbern und Zischen von sich gibt, sehen wir in der Sprechblase über ihm mehr oder weniger passende Zeichen – gezackte Linien für blubbernde Wellen etwa, oder ein Ei. Plakatmotiv: Asterix und Kleopatra (1968)Dass die französischen Comickünstler uns die Sache mit den Hieroglyphen erklären, ist logisch. Schließlich knackte ein Landsmann von ihnen, Jean-François Champollion, 1822 den Code der Hieroglyphen und kam so hinter das Geheimnis aus Bildern, Symbolen und Lautmalereien.

Es gab da drei Zeichenarten: Einige, die Laute wiedergeben, andere, die tatsächlich Bildcharakter haben, wo das Zeichen eines Herzen also für ein Herz steht, und wieder andere, die etwas kategorisieren – hinter Personennamen etwa haben die Ägypter einen sitzenden Mann oder eine Frau gesetzt, um zu zeigen, dass es sich um eine Personenbezeichnung handelt. So interessant die Wissenschaft, so kompliziert das Verständnis für die Zuschauer, deshalb gibt es verschieden sprachige Fassungen dieses Zeichentrickfilms; neben der französischen unter anderem auch eine Deutsche. Ein Sprecher aus dem Off erläutert, man möge bitte entschuldigen, dass das Gesagte nicht mehr an jeder Stelle lippensynchron sei. Damit greifen Goscinny und Uderzo die Hinweise auf der Comicvorlage auf, die erläuterten, wieviel Liter Farbe, wieviele Pinsel und wieviele Stunden in die Erarbeitung des Comics geflossen seien.

Sie nehmen es schon genau mit der Verfilmung ihres Comic-Klassikers um die ägyptische Königin mit der schönen Nase und dem lebhaften Temperament, von dem wir uns gleich zu Beginn (nach der Erklärung mit der synchronisierten Sprachbarriere) überzeugen können, als wir uns langsam in den gigantische Palast vorwagen und schon in weiter Ferne eine laute Frauenstimme hören. Wir verstehen noch nicht, was sie ausdrückt. Aber dass da jemand sehr wütend ist, das hören wir schon.

Als wir viel näher dran sind, ist es Kleopatra, die Gaius Julius Cäsar zur Schnecke macht, der wieder einmal behauptet hat, die Ägypter seien ein degeneriertes, heruntergekommenes Volk. Womit dann die bekannte Geschichte ihren Lauf nimmt – Kleopatra wettet gegen Cäsar, Architekt Numerobis holt die Gallier, Architektenkonkurrent Pyradonis schießt quer und am Ende wird Numerobis mit dem versprochenen Gold überschüttet, was alle in Ägypten glücklich macht, nur die Krokodile nicht, denen Numerobis zum Fraß versprochen war, sollte er scheitern. Die Krokodile – und der Löwe der Königin – ziehen mit Protestplakaten vor den Palast Kleopatras.

Uderzo und Goscinny halten sich eng an ihre Vorlage, haben aber bei den Übervätern jenseits des Atlantiks gespingst und sich von der Walt Disney Company etwas Entscheidendes abgeguckt: Es wird viel gesungen in Ägypten. Es fehlen die malerischen Szenarien, in die sich Disney-Filme immer verwandeln, wenn gesungen wird – was auch damit zu tun hat, dass die Zeichnungen nach Asterix der Gallier auch hier wieder nicht besonders gelungen sind – aber auch hier helfen die Lieder, die für einen abendfüllenden Spielfilm zu dünne Comicvorlage mit viel Fingerschnippen aufzupeppen. Nur einmal durften sich die Zeichner doch austoben, nämlich als Obelix vom Widschweinhimmel träumt, Daraus haben sie eine grandiose Musicalnummer gemacht.

Legendärer Satz aus dem Film: „Von da oben muss man eine schöne Aussicht haben!“, sagt Obelix, klettert auf die Sphinx und … bricht deren Nase ab. Aber Kleopatra hat ohnehin, auch in diesem Film, die schönere, ja, die allerschönste Nase.

Wertung: 7 von 8 D-Mark
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