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Plakatmotiv: Asterix in Amerika (1994)

Witzige Figuren, ein panischer Grizzly
und schöne Gags ganz ohne Tiefgang

Titel Asterix in Amerika
(Astérix in America)
Drehbuch Thomas Platt & Rhett Rooster & Albert Uderzo & Pierre Tchernia
nach den Comics mit Asterix und Obelix von René Goscinny und Albert Uderzo
Regie Gerhard Hahn, Deutschland, Frankreich 1994
Stimmen

Peer Augustinski, Ottfried Fischer, Ralf Wolter, Jochen Busse, Jürgen Scheller, Kristiane Backer, Thomas Piper, Thomas Reiner, Michael Habeck, Andreas Mannkopff u.a.

Genre Zeichentrick
Filmlänge 85 Minuten
Deutschlandstart
29. September 1994
Inhalt

Gaius Julius Cäsar ist das kleine gallische Dorf bekanntlich schon seit langem ein Dorn im Auge, weil es sich bislang erfolgreich einer Eroberung widersetzt hat. Daher beschließt er, endlich das Übel an der Wurzel zu packen. Er lässt den Druiden Miraculix entführen, dessen Zaubertrank letztlich für die Überlegenheit der Gallier verantwortlich ist. Um ihn loszuwerden, wird Miraculix mit einer Galeere auf den Atlantik hinausgebracht und mit einem Katapult über den Rand der Erdscheibe geschleudert.

Doch Asterix und Obelix, die seine Spur mit ihrem kleinen Fischerboot verfolgen, stoßen im fernen Westen bald auf unbekanntes Land. Nachdem Obelix seinen Hunger in Ermangelung von Wildschweinen an Truthähnen gestillt hat, treffen sie bald auf die ersten Rothäute und wundersamerweise auch auf Miraculix. Nachdem sich die Helden mit den Indianern verbünden – und die Indianerschönheit Ha-Tschi sich in Obelix verliebt – droht Unheil.

Der Medizinmann des Stammes ist eifersüchtig auf Miraculix, der nicht nur Taschenspielertricks beherrscht, sondern bekanntlich über richtige Zauberkräfte verfügt. Nach einer Befreiungsaktion und einigen Abschiedstränen treffen Asterix, Obelix und Miraculix schließlich gerade noch rechtzeitig in Gallien ein, um die heranrückenden Legionen Cäsars durch neuen Nachschub an Zaubertrank zurückschlagen zu können …

Was zu sagen wäre

Die Deutschen übernehmen die Regie beim Ur-Franzosen Asterix. Gerhard Hahn, der den norddeutschen Werner im Kino zu gewissen Erfolgen führt, hat die Arbeiten am neuen Asterix-Film mit seinem Studio übernommen und dabei ein wenig von den Vorgängern geklaut. Bildsequenzen mit Miraculix, der Kräuter im Wald sammelt und Galliern, die im Römerlager Kleinholz hinterlassen, sind aus Operation Hinkelstein (1989) kopiert; auch die Ausgangsidee kommt von dort; und von Asterix der Gallier (1967). Denn was Cäsar hier als neue Idee gegen die Gallier verkauft, nämlich den Druiden Miraculix und dessen Wissen um den Zaubertrank zu entführen, ist sowas wie eine Dauerstrategie Cäsars gegen die Gallier.

Diesmal schmeißen sie den Druiden über den vermeintlichen Rand der Welt, die uns im Vorspann als eine große Scheibe „wie eine Pizza“ angekündigt wird: „Und hier in der Mitte, wo sich die Oliven sammeln, da ist Rom!“ Während die Römer dann dumm bleiben und umdrehen, jagen Asterix und Obelix ihrem dahinfliegenden Druiden hinterher – und landen in Amerika bei den Indianern, mit denen die Verständigung nicht ganz einfach ist, die Völkerverständigung dann aber wunderbar funktioniert. Zum Tanz am Lagerfeuer tönt der Soundtrack „We are one People. We are one Tribe“.

Die Tricktechnik in diesem Asterix-Film hat einen großen Sprung gemacht. Die Überfahrt über das stürmische Meer ist ein großes Abenteuer, die Tiefe der Bilder und die Dreidimensionalität der Figuren ist beeindruckend. Und die Comedyelemente, etwa wenn der von der Friedenspfeife völlig zugedröhnte Obelix marodiert und nur ein verzweifelter Grizzlybär ihn noch zu lenken vermag, sind witzig. Ins Leere läuft eine kleine Liebesgeschichte, als Obelix die Indianerin Ha-Tschi vor einer Horde Bisons rettet und die sich flugs in ihren starken Retter verguckt. Sie verabschieden sich schließlich mit Tränen in den Augen, was zu Obelix nicht so recht passen mag, der zwar wegen der blonden Falbala gegen Bäume rennt, eine Liebesgeschichte hier aber nie im Raum steht – schon, weil sie in Tragicomix verliebt ist. Hier sieht es so aus: Würde Obelix bleiben, würde er heiraten. Aber Obelix, der Gallier hat mit Frauen nichts am Hut, das gehört zu seiner Comic-DNA. In der Vorlage "Die große Überfahrt" (Band XXII, 1975) soll ihm zu seinem Erschrecken ein Indianermädchen als Ehefrau untergeschoben werden, was er glaubhaft zurückweist.

Den Schmerz beim Abschied neu gewonnener Freunde hätte ein exakter komponiertes Drehbuch auch authentischer lösen können als mit einer untauglichen Liebesgeschichte. Und auch die Parallelgeschichte mit den wieder das Dorf angreifenden römischen Legionen fügt sich nicht in das Gesamtbild eines stimmigen Drehbuchs. Beide Dramen – Indianer und Römer – laufen unberührt nebeneinander her; das eine löst sich in Tränen, das andere in einer großen Prügelei auf, aus der sich Gaius Julius Cäsar in einem Weinfass davonstiehlt, was eine hübsche Idee ist. So bleibt diese erste deutsche Asterix-Produktion ein technisch ambitionierter Zeichentrickfilm mit fröhlichen Gags und lustigen Charakteren, deren Abenteuer immer an der Oberfläche bleiben.

Wertung: 4 von 10 D-Mark
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