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Plakatmotiv: Asterix erobert Rom (1976)

Ein freundlicher Film mit ein paar
guten und vielen lahmen Gags

Titel Asterix erobert Rom
(Les douze travaux d'Astérix)
Drehbuch Pierre Tchernia & René Goscinny & Albert Uderzo
mit Figuren von René Goscinny und Albert Uderzo
Regie René Goscinny + Albert Uderzo + Pierre Watrin, Frankreich 1976
Stimmen

Roger Carel, Hans Hessling, Jacques Morel, Edgar Ott, Henri Labussière, Arnold Marquis, Pierre Tornade, Wolfgang Völz, Jean Martinelli, Siegfried Schürenberg, Bernard Lavalette, Dieter Kursawe, Gérard Hernandez, Knut Hartwig, Roger Lumont, Toni Herbert, Stéphane Steeman, Erich Fiedler, Jacques Hilling, Gerd Holtenau, Pierre Tchernia, Joachim Cadenbach, Henri Labussière, Micheline Dax, Beate Hasenau u.a.
(aufgeführt sind die frz. Originalstimmen - soweit bekannt - und die Synchronstimmen)

Genre Zeichentrick
Filmlänge 82 Minuten
Deutschlandstart
12. März 1976
Inhalt

Julius Cäsar hat die Faxen dicke. Offenbar sind seine Legionen nicht in der Lage, das kleine, uns wohl bekannte gallische Dorf zu erobern, dessen Einwohner zu unterwerfen. Da kommt ihm eine seiner gefürchteten Ideen. Er bietet den Galliern einen Deal an: Weil sie ja ach so unbesiegbar sind, sollen sie zwölf von ihm, Cäsar, ausgewählte Aufgaben lösen.

Die zwölf Aufgaben

  1. Ein Wettlauf mit dem pfeilschnellen Sprinter Merinos aus Marathon. Der Name des Merinos ist ein Wortspiel mit den in Griechenland verbreiteten Merinoschafen.
  2. Ein Speerwurfwettbewerb mit dem Perser Kermes, dem besten Speerwerfer aller Zeiten.
  3. Ein Ringkampf mit dem Teutonen Bombastik, den Asterix mit einer List besiegt.
  4. Die Überfahrt zur Insel der Freude, deren Priesterinnen Asterix und Obelix betören; doch da es dort keine Wildschweine gibt, beschließt Obelix, von der Insel zu fliehen. Die Darstellung der Priesterinnen bezieht sich auf die Sage der Sirenen aus der Odyssee von Homer.
  5. Dem hypnotischen Blick des ägyptischen Zauberers Iris zu widerstehen.
  6. Alle Mahlzeiten des belgischen Kochs Mannekenpix zu verspeisen, was für Obelix eine leichte Prüfung darstellt.
  7. Das Durchschreiten der Höhle der Bestie, aus der noch niemand zurückgekehrt ist. In der Höhle begegnen die Gallier Geistern und stehen kurz in einem U-Bahnhof mit der Stationsbezeichnung Alesia.
  8. Das Besorgen des Passierscheins A 38 aus der Präfektur, dem Haus, das Verrückte macht. Hierfür verlangen die Beamten immer wieder andere Formulare, die jeweils in anderen Teilen des Gebäudes zu besorgen sind.
  9. Die Überquerung eines Krokodilflusses auf einem unsichtbaren Seil: Diese misslingt zwar, und Asterix und Obelix fallen in den Fluss, aber Krokodile kennen sie ja noch aus Ägypten, wo sie Kleopatra aus der Patsche geholfen haben.
  10. Das Lösen eines Rätsels auf einem Berggipfel – bei dem Rätsel handelt es sich um das Erraten eines Weichspülers („Olympia, der Weichmacher der Götter“).
  11. Die Übernachtung in der Ebene der Toten, in der es von Geistern gefallener Soldaten wimmelt.
  12. Schließlich das Überleben eines Gladiatorenkampfs im Kolosseum zu Rom. Bei dieser Aufgabe werden sie von ihren Freunden, die aus ihrem Dorf angereist sind, unterstützt.

Gelingt ihnen das, will Cäsar ihnen das gesamte römische Empire überlassen. Verlieren sie, müssen sie sich endgültig unterwerfen …

Was zu sagen wäre

Ein paar Bilder aus "Asterix als Gladiator" (Band III), eine Erweiterung aus "Asterix als Legionär" (Band X) und Anleihen bei Asterix bei den Olympischen spielen" (Band XII). aber alles in allem ist dieser dritte Asterixfilm der erste, der nicht auf einer bereits existierenden Comicvorlage basiert. Albert Uderzo und René Goscinny konzentrieren sich verstärkt auf den filmischen Ausspielweg ihrer Gallier. Asterix etwa wird vorgestellt als der „listigste Krieger des gallischen Dorfes, dessen Abenteuer wir in allen gut sortierten Buchhandlungen kaufen können“ und zwar in allen möglichen Sprachen, die Asterix im Film dann vorspricht. Die berühmte Einleitung „Wir schreiben das Jahr 50 v. Chr. ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein! …“ wird über mehrere Zeichentrick-Gags gedehnt, die charmant sind, weil man spürt, wie die Comiczeichner das Medium Film erkunden, nicht, weil die Witze etwa besonders gelungen wären. Sie leben von der Technik des Erzählens, hier des Zeichentrickfilms, nicht vom Erzählen eines Inhaltes und dessen Überspitzung.

Die Figuren aus dem Dorf, Asterix, Obelix, Miraculix, Majestix, Gutemine, Troubadix, Automatix, Verleihnix, Methusalix und so weiter, sehen ihren Vorbildern in den Comics jetzt tatsächlich sehr ähnlich – das war in den ersten beiden Filmen nur rudimentär der Fall. Die Geschichte, die erzählt wird, ist kaum eine solche zu nennen. Die Bewältigung der 12 Aufgaben, die sich locker an den zwölf Aufgaben orientiert, die der griechische Halbgott Herakles lösen musste, um in den Olymp einkehren zu dürfen, gleicht eher einer Nummernrevue, die zum Teil über Kinderspäßchen nicht hinaus gehen. Die Franzosen orientieren sich noch stärker als in Kleopatra an den Meistern aus den Disneystudios und präsentieren diverse Musicalnummern mit Feenstaub.

Gleich die erste Aufgabe etwa, der Wettlauf gegen Merino, einen pfeilschnellen Sprinter, bietet diese Ich-pflücke-während-des-Rennens-noch-rasch-ein-paar-Pilze-Gags, die ähnlich schon das Rennen von Asterix und Obelix gegen Musculus, den römischen Athleten aus den "Olympischen Spielen" hatte. Ähnlich flach ist der schon als Aufgabenstellung überraschend flache Wettkampf im Sperrwerfen, bei dem als Überraschungsgag der Indianer Umpah-Pah einen Kurzauftritt hat, so wie die Gallier ersonnen, gezeichnet und geschrieben von René Goscinny und Albert Uderzo. Plakatmotiv: Asterix erobert Rom (1976) Erst, als die Teutonen ins Spiel kommen, wird es wieder interessanter. Bombasik heißt der. Er ist Judoka und Judo ist die Kunst, die Kraft des Gegners gegen diesen zu wenden. Mit Zaubertrank kommen die Gallier da nicht weit, also kitzelt Asterix die Eitelkeit des Teutonen, bis der sich selbst aus dem Kampf gekämpft hat.

Oft wurde in philosophischen Zirkeln und Kifferkreisen von Oberschülern darüber sinniert, welcher Art eigentlich die Freundschaft ist, die zwischen Asterix und Obelix herrscht. Dass Obelix sich mal kurzzeitig in die junge Falbala verknallt, die ihrem Tragicomix in Band X hinterher fürchtet, ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Mit Frauen haben es die beiden nicht so. Das kommt ihnen entgegen, denn als sie eine der Prüfungen des alten Odysseus bestehen müssen, den Leben gefährdenden Gesang der Sirenen zu überstehen, da scheitern diese nur leicht bekleideten Inseldämoninnen kläglich an Obelix' Appetit. Was das denn für eine „Insel der Freude“ sein sein soll, fragt Obelix empört, auf der es nicht mal Wildschwein zu essen geben. Und weil die Sirenen sich schon als Tellerwäscherinnen und Kleidernäherinnen von zwei typischen Kerlen, denen ihre Reize völlig egal sind, missbraucht sehen, schicken sie die Gallier lieber wieder weg.

Und so geht es weiter, mal Kinderniveau, mal charmante Prahlerei. Die Aufgabe, die „Höhle der Bestie“ zu durchschreiten, löst der, obwohl eben erst von Koch Mannekenpix gemästet, schon wieder hungrige Obelix, indem er die Bestie kurzerhand verspeist; jedenfalls muss man das vermuten. Im französischen Original des Films fragt Gaius Pupus, der Schiedsrichter, wie es bei der Bestie denn nun war und Obelix sagt: „Elle était bonne!“ und verlangt einen Verdauungsschnaps („Digestif“). In der deutschen Version sagt Obelix lediglich: „Ach, nicht besonders!“ und verlangt ein „Schnäpschen“. Was tatsächlich mit der Bestie in der Höhle geschehen ist, zeigt der Film nicht. Die wirkliche Bestie bezwingen die beiden auch erst im Anschluss, als sie mit "Passierschein A38" das Monster der Verwaltungsbürokratie in die Knie zwingen müssen und damit einen schönen Gag aus "Asterix als Legionär" auf sarkastische funkelnden Fünf-Minuten-Albtraum bringen. Hier bleibt zwar unverständlich, warum zwei Zaubertrank gestählte Gallier so ins Keuchen kommen, wenn sie ein paar Mal die Treppe in den sechsten Stock nehmen müssen, aber die Nummer hat bösen Witz und hat es im französischen Alltag in den Sprachgebrauch geschafft – wenn jemand auf ein Party vom Le laissez-passer A38 spricht, wissen alle, was gemeint ist.

Durcheinander richten die Gottheiten an. Zum einen werden die Gallier in den Status römischer Gottheiten erhoben, weil Asterix und Obelix – da verrät man nicht zu viel – alle zwölf Aufgaben lösen. Als Drehbuchidee ist das eine aus der Häh-wie-soll-das-denn-sein-Kategorie. Die Gallier als römische Gottheiten sind sogar in einem Asterix-Zeichentrickfilm zu unrealistisch und bauen damit keine Spannung auf. Gleichzeitig machen die Gallier die echten Götter nervös, spätestens nachdem Asterix das Rätsel auf dem Berggipfel in einem Szenario gelöst hat, das einer 1976 populären Waschmittelwerbung entnommen ist, in der die Testperson tatsächlich mit verbundenen Augen durch Befühlen zweier Wäschestapel denjenigen erkennen soll, der mit dem beworbenen Waschmittel behandelt worden ist. Als der Film dann aber in den Himmel schaltet zu jenen Göttern, für die der zu erratende Weichmacher gemacht ist, reden die ihren Chef mit Jupiter an, was bei römischen Gottheiten ja nicht ungewöhnlich ist. Zu sehen sind aber deutlich Zeus, Athene, Mars und andere der griechischen Götter, die ja der Sage nach einst den Griechen Herakles mit solchen zwölf Aufgaben betrauten, um zu erkennen, ob er wirklich der von Zeus mit einer Irdenen gezeugte Halbgott ist. Dieses Durcheinander der Götterwelten ist eines Asterix kaum angemessen, dessen Comics steht nachgesagt wird, man könne so viel über Historie und die lateinische Sprache in ihnen lernen.

Am Ende hat Asterix gewonnen, ihm gehört Rom. Mist, und jetzt? Gibt es künftig die Abenteuer des Herrschers Asterix gegen die römischen Rebellen und Cäsar? Der Film kann dem Zauber des gallischen Kriegers nichts hinzufügen, bleibt ein lusdischä Globbäfilm.

Wertung: 3 von 9 D-Mark
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