1876 im Südwesten der Vereinigten Staaten: Lin McAdam und sein Begleiter „High-Spade“ Frankie Wilson verfolgen einen Verbrecher, mit dem Lin eine alte Rechnung offen zu haben scheint.
Die Freunde finden, wie erhofft, den Gesuchten und zwei seiner Kumpane in Dodge City, wo er unter dem Falschnamen Dutch Henry Brown Station gemacht hat, um an einem Schießwettbewerb zum „Centennial“ (Hundertjahrfeier) der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung teilzunehmen. Eine blutige Konfrontation der Männer wird zunächst verhindert, da in der Stadt ein Verbot privater Waffen vom charismatischen Sheriff Wyatt Earp durchgesetzt wird. Siegespreis des Wettbewerbs ist ein legendäres Präzisionsgewehr – eine „Winchester ’73“ in der Spezialanfertigung „Eine unter Tausend“.
Lin McAdam siegt im spektakulären Stechen gegen Dutch Henry Brown. Der Verlierer täuscht eine eilige Abreise vor und Lin muss deswegen auf die übliche, einen Tag in Anspruch nehmende Gravur seines Sieges auf dem Gewehr verzichten, denn er will seinem Widersacher keinen Vorsprung lassen. Ein Duell außerhalb der Stadt scheint unvermeidlich. Doch Dutch Henry Brown schlägt Lin hinterrücks in dessen Hotelzimmer nieder, nimmt ihm die gerade gewonnene Winchester ab und flieht mit seiner Bande, nachdem der Sheriff eingegriffen hat.
In einer Spelunke am Rand der Wüste verliert Dutch die Winchester beim Kartenspiel an einen dubiosen Waffenhändler, dem sie bei einem Geschäft mit den Indianern von Häuptling Young Bull abgenommen wird. Lin und High-Spade folgen währenddessen Dutchs Spur durch die Wüste nach Tascosa. Eine Indianerattacke zwingt sie zur Flucht in eine Wagenburg der US-Kavallerie, wo auch das junge Paar Lola Manners und Steve Miller Schutz gesucht hat.
Mit Hilfe der Neuankömmlinge und ihrer schnell schießenden Repetiergewehre kann am nächsten Morgen ein weiterer Indianerangriff endgültig abgewehrt werden. Der Anführer, kein anderer als Young Bull, kommt ums Leben, aber die Waffe wird erst gefunden, nachdem Lin und High-Spade schon weitergeritten sind. Die Kavalleristen schenken sie ahnungslos Steve zum Schutz von Lola …
Die Männer, die in Anthony Manns Western keine Waffen tragen, fühlen sich „nackt“. Sie leben in einer rauen Welt, bevölkert von Falschspielern, Ganoven, Indianern auf Kriegspfad und schießwütigen Revolvermännern. Als die titelgebende Winchester ins Spiel kommt, „eine unter tausend“, werden die harten Männer ganz weich, streicheln selig mit der schartigen Hand über die elegante Waffe. Dass ihr jeweiliger Besitzer deren Besitz nice lange überlebt, ist die tragische Ironie dieser Geschichte, die der Einen unter Tausend durch die Weiten der Landschaft folgt. Dabei entfaltet Mann ein vielfältiges Portrait der amerikanischen Welt zu jener Zeit.
James Stewart korrigiert in diesem Film sein eingeübtes, beim Publikum beliebtes Image (s.u.). Aus dem freundlichen Jedermann wird hier ein freundlicher Westerner mit Vergangenheit und dem Hang zum Gewaltausbruch. Zusammen mit Millard Mitchell als „High Spade“ gibt Stewart eine wunderbare Buddy-Performance. Was die beiden einst zusammenbrachte, bleibt lange offen; wir lernen sie kennen als Freunde, die gemeinsam durch Dick und Dünn gehen, wobei Lin die Richtung vorgibt, aber seine Zukunft aus den Augen verloren hat, die eigentlich beginnen soll, wenn seine Jagd endlich vorbei ist.
Eine besondere Rolle spielt Shelley Winters als einzige Frau zwischen lauter schießwütigen Männern; dass sie zu Beginn mit dem einzigen Feigling durch die Prairie in eine mutmaßlich gemeinsame Zukunft reitet, ist der traditionellen Rolle der „ehrbaren“ Frau zu dieser Zeit geschuldet, nach der auch Winters Lola strebt. Sie erweist sich als taffer, als alle Männer und träumt weiterhin vom Leben auf einer fruchtbaren Farm – wenn der richtige Mann des Wegs kommt, als der sich Lin erweist, sozusagen der Eine unter Tausend Männern.
Zwei Schauspieler, die später sehr erfolgreiche Hollywoodstars werden sollten, hatten ihre ersten Filmauftritte in kleinen Rollen: Tony Curtis spielt einen jungen Soldaten und Rock Hudson ist mit Schminke und Perücke als Indianer Young Bull zu sehen.
Für den Regisseur Mann und seinen Hauptdarsteller Stewart war Winchester ’73 ein entscheidender Wendepunkt in ihren Karrieren. Für Mann war es der Aufstieg zum Regisseur von A-Filmen; für Stewart war es ein wichtiger Schritt zur Veränderung seines Images. Roger Ebert schrieb in einem Artikel zum Tode Stewarts, dass „es Mann war – mehr als jeder andere –, der Mr. Stewart in die Richtung seiner späteren Laufbahn gelenkt hatte“.
Mann kam vom Theater zum Film. In den 1950ern führte er vor allem bei kostengünstigen Genrefilmen Regie, zunächst Filme des Film noir und bis Ende der 1950er vom Film noir beeinflusste Polizeifilme. Mit dem 1950 veröffentlichen „Die Farm der Besessenen“ drehte er seinen ersten Western, der ihm auch die Regiearbeit für „Winchester ’73“ einbrachte. Der Erfolg dieses Filmes gab ihm die Möglichkeit, acht weitere Western zu drehen und zu einem der wichtigen Regisseure des Genres zu werden. Gleichzeitig feierte er ab den 1950ern mit Filmen verschiedenster Genres kommerzielle Erfolge.
James Stewart war bereits ein Star, als er in „Winchester ’73“ spielte. Nach der Arbeit am Theater wurde er in den 1930ern bekannt durch seine Mitarbeit in einer Vielzahl von Screwball-Komödien. Neben diesen prägten auch seine Hauptrollen in den Melodramen von Frank Capra Stewarts prominentes Image des American everyman. Seine beachtete Teilnahme als Pilot in Kampfeinsätzen des Zweiten Weltkriegs unterstützten dieses Image des perfekten Amerikaners weiter. Seine Rollen in den Filmen von Alfred Hitchcock und Anthony Mann in den 1950ern veränderten dieses Image. Auch in seinen späteren Western mit Mann waren die Figuren Stewarts ähnliche, von Besessenheit getriebene Westerner. Beinahe parallel ließ Hitchcock in seinen Filmen Stewarts Rollen immer mehr zum gebrochenen Mann werden. Diese Entwicklung der Figuren, die Stewart unter Mann und Hitchcock verkörperte, gipfelte schließlich in Hitchcocks Vertigo – Aus dem Reich der Toten (1958).
Mann drehte in den 1950er Jahren insgesamt fünf Western mit Stewart. Über die Western hinaus übernahm Stewart auch in weiteren Filmen Manns die Hauptrolle, etwa in der Filmbiografie „Die Glenn Miller Story“ (1953).
James Stewart im Kino
James „Jimmy“ Maitland Stewart (* 20. Mai 1908 in Indiana, Pennsylvania; † 2. Juli 1997 in Beverly Hills, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler, der als einer der populärsten und erfolgreichsten Stars der Filmgeschichte gilt. Zwischen 1934 und 1991 hatte Stewart fast 100 Film- und Fernsehauftritte.
Seinen Durchbruch erreichte er Ende der 1930er-Jahre durch Frank Capras Komödien „Lebenskünstler“ und „Mr. Smith geht nach Washington“. Stewart verkörperte meistens den leicht unsicheren, bodenständigen und oftmals idealistischen Durchschnitts-Amerikaner. Ab den 1950er-Jahren spielte er zunehmend auch Charakterrollen mit düsteren Facetten, darunter in den Western von Anthony Mann und John Ford. Mit Alfred Hitchcock drehte Stewart einige der bedeutendsten Kriminalfilme der Filmgeschichte. 1941 gewann er den Oscar als bester Hauptdarsteller für die Screwball-Komödie „Die Nacht vor der Hochzeit“, außerdem erhielt er 1985 einen Ehrenoscar. Er wurde ebenfalls unter anderem mit zwei Golden Globes, dem Goldenen Ehrenbären sowie der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet.
- Der Mann für Mord (The Murder Man, 1935)
- Rose-Marie (1936)
- Next Time We Love (1936)
- Seine Sekretärin (Wife vs. Secretary, 1936)
- Kleinstadtmädel (Small Town Girl, 1936)
- Speed (1936)
- The Gorgeous Hussy (1936)
- Zum Tanzen geboren (Born to Dance, 1936)
- Dünner Mann, 2. Fall (After the Thin Man, 1936)
- Im siebenten Himmel (Seventh Heaven, 1937)
- Der letzte Gangster (The Last Gangster, 1937)
- Seekadetten (Navy Blue and Gold, 1937)
- Of Human Hearts (1938)
- Vivacious Lady (1938)
- Engel aus zweiter Hand (The Shopworn Angel, 1938)
- Lebenskünstler (You Can’t Take It with You, 1938)
- Ein ideales Paar (Made for Each Other, 1939)
- Tanz auf dem Eis (The Ice Follies of 1939, 1939)
- Mr. Smith geht nach Washington (Mr. Smith Goes to Washington, 1939)
- Drunter und drüber (It’s a Wonderful World, 1939)
- Der große Bluff (Destry Rides Again, 1939)
- Rendezvous nach Ladenschluss (The Shop Around the Corner, 1949)
- Tödlicher Sturm (The Mortal Storm, 1940)
- Keine Zeit für Komödie (No Time for Comedy, 1940)
- Die Nacht vor der Hochzeit (The Philadelphia Story, 1940)
- Komm, bleib bei mir (Come Live with Me, 1941)
- Pot o’ Gold (1941)
- Mädchen im Rampenlicht (Ziegfeld Girl, 1941)
- Winning Your Wings (1942)
- Ist das Leben nicht schön? (It’s a Wonderful Life, 1946)
- Fremde Stadt (Magic Town, 1947)
- Kennwort 777 (Call Northside 777, 1948)
- On Our Merry Way (1948)
- Cocktail für eine Leiche (Rope, 1948)
- Isle of Fury (1936)
- Startbahn ins Glück (You Gotta Stay Happy, 1948)
- Malaya (1949)
- The Stratton Story (1949)
- Mein Freund Harvey (Harvey, 1950)
- Der gebrochene Pfeil (Broken Arrow, 1950)
- Winchester '73 (1950)
- Abenteuer eines Pechvogels (The Jackpot, 1950)
- Die Reise ins Ungewisse (No Highway in the Sky, 1951)
- Die größte Schau der Welt (The Greatest Show on Earth, 1952)
- Meuterei am Schlangenfluss (Bend of the River, 1952)
- Stärker als Ketten (Carbine Williams, 1952)
- Nackte Gewalt (The Naked Spur, 1953)
- Die Todesbucht von Louisiana (Thunder Bay, 1953)
- Die Glenn Miller Story (The Glenn Miller Story, 1954)
- Über den Todespass (The Far Country, 1954)
- Das Fenster zum Hof (Rear Window, 1954)
- In geheimer Kommandosache (Strategic Air Command, 1955)
- Der Mann aus Laramie (The Man from Laramie, 1955)
- Der Mann, der zuviel wusste (The Man Who Knew Too Much, 1956)
- Die Uhr ist abgelaufen (Night Passage, 1957)
- Lindbergh – Mein Flug über den Ozean (The Spirit of St. Louis, 1957)
- Vertigo – Aus dem Reich der Toten (Vertigo, 1958)
- Meine Braut ist übersinnlich (Bell, Book And Candle, 1958)
- Anatomie eines Mordes (Anatomy of a Murder, 1959)
- Geheimagent des FBI (The FBI Story, 1959)
- Der Kommandant (The Mountain Road, 1960)
- Zwei ritten zusammen (Two Rode Together, 1961)
- Der Mann, der Liberty Valance erschoss (The Man Who Shot Liberty Valance, 1962)
- Mr. Hobbs macht Ferien (Mr. Hobbs Takes a Vacation, 1962)
- Das war der Wilde Westen (How the West Was Won, 1962)
- In Liebe eine 1 (Take Her, She’s Mine, 1963)
- Cheyenne (Cheyenne Autumn, 1964)
- Geliebte Brigitte (Dear Brigitte, 1965)
- Der Mann vom großen Fluss (Shenandoah, 1965)
- Der Flug des Phoenix (The Flight of the Phoenix, 1965)
- Rancho River (The Rare Breed, 1966)
- Die fünf Vogelfreien (Firecreek, 1968)
- Bandolero! (1968)
- Geschossen wird ab Mitternacht (The Cheyenne Social Club, 1970)
- Die Gnadenlosen (Fool’s Parade, 1971)
- The Shootist – Der letzte Scharfschütze (The Shootist, 1976)
- Verschollen im Bermuda-Dreieck (Airport ’77, 1977)
- Unsere Lassie (The Magic of Lassie, 1978)
- Der Fremde im Regenwald (Afurika monogatari, 1980)